Kolumbien - Östliche Kordilleren

Erster Abstecher in die Anden


25. Januar bis 6. Februar 2016

Uribia – Valledupar – Bosconia – Aguachica – Bucaramanga – San Gil – Barichara – Cascada de Juan Curi – Barbosa – Villa de Leyva – Zipaquirá – Fusagasugá – Girardot – Ibagué

1476 km auf dieser Etappe

2574 km in Kolumbien

unsere bisherige Route in Kolumbien
unsere bisherige Route in Kolumbien

Luxus


Nach unserem Abenteuer an der Küste wollten wir uns ein schönes Hotel gönnen, um uns vom Zika-Virus zu erholen. Etwa 200 km von der Küste entfernt fanden wir in Valledupar ein Hampton by Hilton. Für kolumbianische Verhältnisse kostete es zwar viel, es war es aber wert. Das Gebäude war ganz modern und sauber. Wir hatten ein schönes Zimmer mit einem kleinen Pult und einem tollen Badezimmer. Zum allerersten Mal hier in Kolumbien hatten wir warmes Wasser! Was bei uns in der Schweiz selbstverständlich ist, findet man hier nur selten. Nur schon für Klopapier und Seife sind wir dankbar, geschweige denn für eine echte Brause (oft findet man nur ein Rohr) oder – wie hier jetzt das erste Mal – warmes Wasser.

Mit der Klimaanlage ging es uns schnell besser. Am Ende hatten wir nur noch ein paar Tage Gelenkschmerzen. So konnten wir die Zeit geniessen und uns entspannen. Das Internet war gut und wir konnten an der Homepage arbeiten. Das Hotel war direkt bei einer Mall. Man kam sich vor wie in den USA… Da uns das kolumbianische Essen langsam zum Hals heraushing, freuten wir uns auf ein bisschen Fastfood. Normalerweise isst man hier Fleisch oder Fisch mit Pommes oder Reis. Und zu jeder Mahlzeit gibt es frittierte Kochbananen. Die schmecken zu Beginn ja ganz toll, nach einer Weile hat es sich dann aber auch ausbanant… Gemüse kann man zwar im Laden kaufen, gibt es im Restaurant aber nicht. Am ersten Tag gönnten wir uns eine Pizza. Ganz freudig nahmen wir den ersten Bissen und konnten es kaum fassen. Anstelle eines Pizzateiges haben sie den Belag auf frittierte Kochbananen gelegt. Naja… Das war gewöhnungsbedürftig. Zum Glück fanden wir ein italienisches Fastfoodrestaurant und konnten uns die nächsten Tage mit echter Pizza und Pasta versorgen. 

In Valledupar war es sogar noch heisser als an der Küste. Es war gegen die 40° C tagsüber und auch in der Nacht kühlte es nicht ab. Die drei Nächte im Hotel hat uns das natürlich nicht gestört. Und auch auf der Weiterfahrt hatten wir dank der Klimaanlage angenehme Temperaturen im Auto. Mangels Campingmöglichkeit in Aguachica stiegen wir in einem kleinen Hotel ab. Für umgerechnet nicht einmal 20 Fr. bekommt man ein Zweierzimmer mit eigenem Bad (kaltes Wasser) und einem sicheren geschlossenen Parkplatz. Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollten, stand das Auto irgendwie ganz schief auf dem Parkplatz. Der linke Hinterreifen war platt. Na so was! Unser erster Platten. Schnell war der Grund gefunden: ein Nagel. So konnten wir den Pneu zum Glück wieder aufpumpen und zur nächsten Werkstatt fahren. Montallantas, welche Reifen reparieren, findet man hier zum Glück überall. Für 3 Fr. wuchtete der ältere Herr den Pneu von der Felge, zog den Nagel raus und reparierte das Loch mit einem Flick. Neu beschwingt liessen wir uns ein paar Kilometer später das Auto noch waschen.

In die Berge


Je näher wir an Bucaramanga kamen, desto höher waren wir. Die Anden ragen hier in drei Gebirgsketten in die Höhe: die östlichen, zentralen und westlichen Kordilleren. Die östlichen Kordilleren nahmen wir uns als erstes unter die Reifen. Die Strassen sind in den Bergen leider meist schmaler und vollgepackt mit Lastwagen, welche sich mit 10 km/h den Berg hinauf und mit 20 km/h den Berg hinunter kämpften. Zum Glück markiert hier die doppelt ausgezogene Sicherheitslinie nur die Fahrbahnmitte, wie uns erklärt wurde :), und man konnte trotzdem ab und zu mal überholen. Kaum aber an einem LKW vorbei, hat man den nächsten vor sich. So waren wir froh, als wir schon am frühen Nachmittag unser Etappenziel für heute erreichten: El Portal. Dies ist ein wunderschöner Naturpark mit Hotel, Restaurant und Campingplatz. Auf der riesigen Anlage gab es einen grossen Pool, welcher direkt von einem Wasserfall gespeist wird, mehrere Weiher, Pfaue, viele andere Vögel und natürlich Pflanzen. 

Die grosse Stadt Bucaramanga kann man zum Glück umfahren und schon bald schlängelten wir uns hinter lahmen LKWs weiter hinauf, um die Aussicht über den Chicamocha-Canyon zu geniessen, welcher aber unserer Meinung nach eher wie ein stinknormales Tal aussieht. Als wir in der Nähe von San Gil auf den kleinen Campingplatz fuhren (eigentlich ein Hostel mit Platz für zwei Fahrzeuge), staunten wir nicht schlecht: Da stand ein Büslein mit Aargauer-Kennzeichen neben uns. Roger ist seit 14 Monaten in Südamerika unterwegs. Klar, dass wir einen spannenden und lustigen Abend verbrachten.

Kolonialcharme und hohe Wasserfälle


Barichara soll das schönste Städtlein in Kolumbien sein. Unsere grossen Erwartungen wurden übertroffen. Wir spazierten durch die friedliche Kleinstadt mit Kopfsteinpflaster-Strassen und wunderschönen Häusern, schlürften Kaffee neben der Kirche, aus welcher schöner Gesang drang, da heute Sonntag war. Und das konnten wir alles ohne viele Touristen geniessen. Wir waren beide begeistert!

Nach einem feinen Zmittag in einem italienischen Restaurant, dessen Koch und Besitzer ursprünglich aus Rom ist, fuhren wir über eine holprige Strasse zu den Cascadas de Juan Curi, wo schon Roger auf uns wartete. In der Parkanlage durfte man campen. Eine kurze Wanderung führt zu dem 180 m hohen Wasserfall, welcher in mehrere Stufen unterteilt ist. Obwohl die Fälle nicht so viel Wasser führten, waren sie spektakulär eingebettet in dichten Urwald. Verschiedenste Pflanzen klammerten sich an die steile Felswand. Ein kleines tropisches Paradies.

Villa de Leyva


Die meisten Overlander machen einen längeren Halt in Villa de Leyva, welches fast so schön ist wie Barichara, jedoch aber ein bisschen touristischer. Campen kann man im Hostel Renacer. Da alle irgendwann mal hier stoppen, stehen die Chancen gut, andere Reisende zu treffen. Als wir ankamen, trafen wir John und Paula aus den USA wieder, welche wir an der Karibikküste kennen gelernt haben. Ausserdem waren noch zwei holländische Paare mit ihren Fahrzeugen dort. John und Paula reisten leider am nächsten Tag schon ab, ihr Platz wurde aber bald von Fränzi‘s und Martin’s Defender besetzt. Die beiden sind in unserem Alter und 3 Monate vor uns in Halifax gestartet. Wir erledigten zwar auch einiges im Haushalt, so liessen wir zum Beispiel unsere Wäsche waschen, die meiste Zeit jedoch verbrachten wir mit schwatzen und plaudern.

Tagsüber schien meist die Sonne und es war ca. 25° C. Nachts kühlte es auf angenehme Temperaturen ab, immerhin waren wir auf über 2000 m ü. M., so dass wir endlich mal wieder gut schlafen konnten in unserem Bett und den kleinen Ventilator nicht brauchten. Es gab saubere grosse Badezimmer mit warmen Duschen, gutes Frühstück und nette Gesellschaft. So fiel es uns schwer, weiterzureisen, erst nach vier Nächten konnten wir uns losreissen.

Freudiges Treffen


Da wir an unserem nächsten Ziel schon erwartet wurden, war es doch nicht so schwierig, uns von Villa de Leyva zu verabschieden. Wir brauchten drei Stunden, um nach Zipaquirá zu fahren, die Strasse war zum Glück meist zweispurig und wir kamen gut vorwärts. In Zipaquirá steht eines der grössten Touristenhighlights von Kolumbien: die Salzkathedrale. Schon vom Parkplatz aus sahen wir sie, nicht die Kathedrale, sondern meinen Götti und Alvaro. Die beiden sind für ca. zwei Monate in Kolumbien unterwegs und endlich schaffen wir es, uns mit ihnen zu treffen. Sie waren gerade in Bogotá, welches nur ca. 50 km entfernt liegt und so überlegten sie nicht lange und nahmen den Bus hierher, um uns zu sehen. Es war ein freudiges Wiedersehen für alle vier. 

Da sie die Kathedrale schon mehrmals besucht hatten, machten wir uns nach einem Kaffee zu zweit auf den Weg in den Berg. Die Salzkathedrale wurde in den Gängen einer ehemaligen Salzmine erstellt und komplett aus Salz erbaut. Ein Kreuzweg mit 14 Stationen brachte einem zur Kathedrale, in welcher ein 16 m hohes Kreuz die Blicke auf sich zog. Die tolle Beleuchtung liess den Ort fast mystisch erscheinen. Wir waren beide begeistert.

Götti und Alvaro tranken nicht nur Kaffee in der Zwischenzeit, sondern organisierten ein Hotel mit sicherem Parkplatz für die Nacht. Da wir im Auto nur zwei Sitzplätze haben, nahmen sie den Bus. Wir fuhren hinterher. Der Busfahrer schien es eilig zu haben und raste mit 100 km/h. Wir kamen aber trotzdem alle heil im Hotel an, wo wir einen schönen Abend zusammen verbrachten. Wir haben uns so über das Treffen gefreut. Lieber Götti und lieber Alvaro, nochmals vielen lieben Dank! Es war so toll, euch zu sehen. Bei der Verabschiedung am nächsten Morgen waren wir dann auch etwas traurig.

Wir umfuhren Bogotá grossräumig, auf den Verkehrsstau hatten wir nämlich keine Lust. Die nächsten drei Stunden ging es nur bergab. Von 2800 m ü. M. fuhren wir fast auf Meereshöhe hinunter. Wir verliessen die schönen östlichen Kordilleren und kamen im heissen Tal an, wo wir aber nicht lange geblieben sind, sondern uns sofort wieder auf den Weg aufwärts machten. Als nächsten steht die zentralen Kordilleren auf dem Programm.

Die Zeit verging wie im Flug, schon waren wir über einen Monat in Kolumbien, da es uns überall so gut gefiel. Es bleiben noch drei Monate übrig für Südamerika, das Auto soll nämlich Anfangs Mai von Montevideo zurück in die Schweiz verschifft werden. Die Flüge haben wir mittlerweile gebucht :) 

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Kommentare: 4
  • #1

    Inge Wenk (Dienstag, 09 Februar 2016 12:10)

    Ihr Lieben
    grossartig, was ihr alles erlebt und seht. Bin froh dass es wieder sicherer ist. Den ersten "flat tire" habt ihr ja
    glücklich gemeistert. Das musste ja auch zu so einem Abenteuer gehören. Weiterhin tolle Begegnungen, gute
    Fahrt und Gesundheit und weite Augen, Ohren und Herzen. Herzlich, Inge

  • #2

    Sabine (Dienstag, 09 Februar 2016 14:40)

    Ohh Kolumbien! Einfach soo schön da! Haben grad ein bisschen in Erinnerungen geschwelgt und uns über ein paar bekannte Gesichter gefreut; John und Paula haben wir in Mexiko getroffen, Anneke und Jan in Peru.

    Viel Spass und vielleicht bis bald!
    Sabine

  • #3

    Claude Scherrer (Mittwoch, 10 Februar 2016 12:25)

    Buenas días Melanie y Lukas
    Vielen Dank für den spannenden Bericht- nun habt Ihr auch den ersten (oder?) platten Reifen erfolgreich gemeistert.
    Klingt ganz so, als ob ich auch mal nach Kolumbien reisen müsste, Euer Bericht wirkt jedenfalls sehr animierend.
    Nun wünsche ich Euch viel Spass und Freude auf Eurer Weiterreise und bin jetzt schon gespannt, wohin Euch die nächsten Etappen führen!
    Saludos cordiales y un abrazo
    Claude

  • #4

    Marianne (Montag, 15 Februar 2016 15:09)

    Hola!
    Gracias par la cronica nueva e interesante. Espero que estar salud!
    A mi me gusta el puebla Barichara e tambien la cascada nel paradiso tropico.
    Super: un lama :)- pero tambien un neumatico plano :( !
    Hasta la proxima
    Marianne (e computator!!)