24 - Twenty Four im Norden von Peru

Ein etwas anderer Bericht


6. März 2016

Bagua Grande – Pedro Ruiz – Cocachimba – Östlich von Colcamar an PE-08B

129 km

gefahrene Route am 6. März 2016 im Norden von Peru
gefahrene Route am 6. März 2016 im Norden von Peru
im Detail
im Detail

 

Warum ist die Strecke so kurz? Dieser Bericht wird ein bisschen anders als die bisherigen. Wir haben an einem einzigen Tag im Norden von Peru so viel erlebt, da kam mir die Fernsehsendung 24 – Twenty Four mit Kiefer Sutherland in den Sinn. Vielleicht erinnert ihr euch. In jeder Staffel wurden die Geschehnisse von 24 Stunden ohne Unterbrechung gezeigt.

Was bisher geschah


Nach einer anstrengenden Fahrt von Vilcabamba, Ecuador an die peruanische Grenze in La Balsa und einem anstrengenden Grenzübertritt (schon der erste Bestechungsversuch…), genossen wir die gut geteerte Strasse, welche sich nach San Ignacio schlängelte. Wir waren beide total überrascht, die Leute hier waren grösser und moderner gekleidet als in Ecuador. In Ecuador liefen Männer und Frauen auch in den Städten in traditionellen Kleidern herum, hier trugen sie nun ganz normale moderne Sachen. Und jeder, aber auch wirklich jeder drehte seinen Kopf nach uns um und starrte uns an. Sogar die Kinder erkannten auf den ersten Blick, dass wir Touristen sind. Ständig fuhr man durch kleine Ortschaften, in denen es nur so von Menschen, Hühnern, Hunden, Eseln, Schweinen und Kühen wimmelte. Einige Leute winkten oder hupten uns, andere schauten eher unfreundlich drein. Wir waren froh, in San Ignacio im Hotel anzukommen. Das Essen war überraschend fein (Arroz con Pollo, wie immer…), zum Trinken gab es knallgelbes Inca-Kola.

 

Die Strasse führte vorbei an vielen Reisfeldern einem Fluss entlang. In den Ortschaften darf man 30 km/h fahren. Hat es ausserorts viele Kurven, darf man ebenfalls 30 km/h fahren. Hat es halbviele Kurven, darf man 35 km/h fahren. Hat es fast keine Kurven, darf man 40 km/h fahren!?! Und die Polizei benutzt hier jedes noch so kleine Vergehen, um ein Bussgeld einzufordern. Und prompt wurden wir gestoppt. Wir waren ein bisschen nervös, zu schnell waren wir zwar nicht unterwegs, jedoch hatten wir noch keine Versicherung, da man die erst in der nächsten grossen Stadt abschliessen konnte. Der Polizist war aber total korrekt, wollte Fahrzeugausweis und Pässe sehen und liess uns weiterfahren. In Jaén schlossen wir dann die Haftpflichtversicherung für unser Fahrzeug ab, was nicht ganz einfach war an einem Samstag. Mit einer Sorge weniger fuhren wir weiter nach Bagua Grande und checkten dort ins Rio Hotel ein.

Sonntag, 6. März 2016


6:38 – Papageien machen ein riesiges Geschrei direkt vor unserem Fenster, wir können kaum noch schlafen.

 

7:14 – Ein lauter Knall und Glas zerbricht. Das Glas unserer Nachttischlampe ist heruntergefallen. Jetzt können wir definitiv nicht mehr schlafen.

 

7:58 – Lukas steht auf und geht kalt duschen. (Der Hotelmitarbeiter erklärte uns, dass es bei diesem Klima kein warmes Wasser braucht…)

8:23 – Gehen in den Essensraum, Frühstück ist inklusive und wie sich herausstellt, richtig schlecht. Sie servieren ein frittiertes, fettiges Ei mit Brot, welches aus Luft gebacken wurde, Papayasaft (die einzige Frucht, die wir hier nicht mögen), heisses Wasser und Nescafé-Pulver (finde mal guten Kaffee in Südamerika!). Im Fernseher laufen laut die Nachrichten, an der Küste Perus gab es schlimme Überschwemmungen.

 

8:39 – Ohne viel Frühstück im Bauch gehen wir zurück aufs Zimmer. Zähneputzen. Noch einmal WhatsApp und E-Mails checken. Tasche packen.

 

9:26 – Ich packe alles im Auto an den richtigen Ort, Lukas geht auschecken und bezahlen. Er informiert die Frau an der Rezeption noch darüber, dass die Lampe heruntergefallen ist. Sie scheint nicht begeistert, lässt irgendwas abklären.

 

9:43 – Wir wollen vom Hotelparkplatz fahren, Hotelmitarbeiterin winkt uns aber zurück. Sagt, wir müssen die defekte Lampe bezahlen. Wir erklären, dass wir nichts gemacht haben und sie von selbst runter gefallen ist. Das scheint sie nicht zu interessieren.

 

9:46 – Anderes Auto will den Parkplatz ebenfalls verlassen, wir müssen rückwärts aus dem Tor auf den Schotterweg fahren, übersehen das verdeckte, knietiefe Loch mitten auf dem Weg. Rumps! Rumps! Zuerst knallt das linke Hinterrad, dann das linke Vorderrad ins Loch.

 

9:47 – Ich gehe wieder ins Hotel rein, diskutiere mit zwei Hotelmitarbeitern, schlussendlich bezahle ich 20 Soles (ca. 6 Fr.) für die doofe, kaputte Lampe, da mir irgendwann die Geduld ausgeht.

 

10:08 – Ich komme zum Auto zurück. Lukas ist schlecht gelaunt. Beide Spritzlappen wurden abgerissen, als wir in dieses blöde Loch fuhren…

 

10:10 – Endlich fahren wir los Richtung Süden auf der PE-5N. Die Stimmung hält sich in Grenzen.

10:27 – Kaum aus der Stadt raus, kommt uns ein Polizeiauto entgegen, macht eine Vollbremsung, Polizist mit rotem Winkestab springt raus und stoppt uns. Auch das noch! Polizist kommt ans Fenster und fragt uns, ob wir Spanisch sprechen. Un poco, ist unsere Standardantwort. Er lächelt uns an: No mas adelantar. Suerto! (Nicht mehr überholen! Viel Glück!) Er winkt uns und geht zu seinem Fahrzeug zurück. Hääh? Was war das? Nicht zu lange überlegen, weiterfahren.

 

10:52 – Wir passieren etwas, was wie eine Hobby-Militär-Kontrolle aussieht. Die beiden Männer zeigen den Daumen nach oben und wir passieren.

 

11:23 – Schon wieder einer dieser Kontrollposten. Die Männer stoppen uns. Auch er fragt, ob wir Spanisch sprechen. Un poco, worauf er fragt, ob Englisch besser sei. Ja klar. Er geht zu seinem Kollegen und kommt mit einem Heft wieder, welches er mir reicht. Auf Englisch ist dort erklärt, dass diese Männer zu einer freiwilligen Gruppierung gehören, welche Tag und Nacht die Strassen überwacht, wo die Polizei sich nicht oft blicken lässt. Um eine kleine Unterstützung wären sie froh. Wir spenden 10 Soles, welche der Typ ungläubig und dankbar annimmt. Lieber genug geben, dachte ich mir, sonst rufen sie noch ihre Kollegen beim nächsten Posten an…

 

11:40 – In einer Kurve steht ein Mann mit oranger Weste und telefoniert, der Hang rechts ist heruntergekommen und blockiert nun die Strasse. Der Mann informiert uns, dass die Maschine zum Räumen schon auf dem Weg sei. Innert kürzester Zeit stauen sich auf beiden Seiten Autos, Busse und Mototaxis. Alle steigen aus und begutachten den Schaden. Wir nutzen die Zeit, um uns ein Sandwich zum Zmittag zu machen.

 

12:29 – Der Bagger kommt und räumt die Strasse frei. Die Erde und die Felsbrocken wirft er über die Böschung in den Fluss hinunter. Alle schauen begeistert zu.

 

12:57 – Die Strasse ist geräumt und wir können weiterfahren.

13:15 – Eine Tafel informiert darüber, dass wir jetzt im Tal der Wasserfälle sind. Und in der Tat sehen wir links und rechts an den steilen, grünen Berghängen immer wieder einen Wasserfall.

 

13:42 – Wir biegen auf die Schotterpiste nach Cocachimba ab, um den Gocta-Wasserfall zu besichtigen. Dieser Wasserfall ist mit 771 m Höhe einer der höchsten Wasserfälle der Welt. Mittlerweile regnet es stark. Die Schotterpiste verwandelt sich in einen reissenden Bach. Das braune Wasser spritzt nur so beim Durchfahren. Immer wieder kommen Bäche den Hang runter und ergiessen sich auf den Weg.

 

13:58 – Im Dorf angekommen beschliessen wir, nur kurz ein Foto zu machen und sofort wieder runter zu fahren. Keine Ahnung, wie lange der Weg bei diesen Sturzfluten befahrbar bleibt. Mittlerweilen durch noch mehr Wasser fahren wir zurück auf die Hauptstrasse.

14:21 – Kaum wieder auf der Hauptstrasse stoppen die Autos und signalisieren uns, dass die Strasse verschüttet ist. Wir fahren näher hin, um uns selber ein Bild zu machen. Eine kleine Schlammlawine ergoss sich über die Strasse. Ein kleiner LKW, welcher durchfahren wollte, steckt fest. Wir diskutieren kurz. Lukas macht die Untersetzung und zwei Diffsperren rein und wir fahren durch den Schlamm und das Geröll. Yeah! Geschafft.

14:27 – Drei Kilometer später: Eine grosse Schlammlawine ging auf die Strasse nieder. Der Schlamm ist sicher ein Meter tief und über 20 Meter über die Strasse verteilt. Da hilft auch kein Land Cruiser. Auf der anderen Seite stauen sich die Autos schon. Drei Männer kämpfen sich durch den Schlamm auf unsere Seite. Einer von ihnen ist Baggerfahrer und fragt, ob wir ihn zum Bagger fahren können. Klar können wir.

 

14:47 – Ich warte mit einem Motorradfahrer, Lukas fährt den Baggerfahrer.

 

14:58 – Mittlerweilen stauen sich auch die Autos auf unserer Seite der Blockade. Die erste Schlammlawine scheint geräumt zu sein. Der Bagger kommt hierher, Lukas muss sich im Autostau hinten einreihen. Die Räumung der Strasse ist schwierig. Immer wieder fliesst neuer Schlamm nach. Wir schwatzen, sitzen rum, schauen zu, essen Kekse…

 

16:41 – Endlich ist die Strasse geräumt. Zuerst passieren 54 Fahrzeuge, welche auf der anderen Seite gewartet haben. Dann fährt der Bagger an uns vorbei, stoppt extra und winkt uns. Wir können durchfahren.

17:00 – Ohne weitere Unterbrechungen können wir vor Chachapoya auf die kleinere PE-08B abbiegen.

 

17:15 – Nach wenigen Kilometern sehen wir das gesuchte Schild „Recreo Campestre El Cañaveral“, hier kann man laut iOverlander gut campen. Auf dem grossen Grundstück ist ein Restaurant und ein Pool. Da Sonntag ist, stehen drei Fahrzeuge von Einheimischen hier, welche im Pool planschen. Für 20 Soles dürfen wir hier campen.

 

17:23 – Zuerst muss mal wieder das Auto aufgeräumt werden. Je weniger Platz, desto wichtiger die Ordnung. Anschliessend stellen wir das Bett auf.

 

18:10 – Wir schneiden Peperoni und Zucchetti, braten sie an, geben feine Currypaste und Kokosmilch dazu (Weihnachtsgeschenk von Ross und Ann Marie aus Kalifornien), kochen alles gut. Die letzten zwei Packungen Fertigreis aus den USA werden in der Sauce erhitzt.

 

18:37 – Wir geniessen ein mega feines Curry zum Znacht.

 

19:08 – Abwaschen und Küche wieder einpacken.

 

19:59 – Endlich wird die laute Musik ausgeschaltet und alle Leute sind nach Hause gegangen. Wir geniessen die Ruhe und beobachten Glühwürmchen.

 

20:21 – Wir verkriechen uns ins Bett. Die Mücken sind zu lästig draussen. Wir lesen noch ein bisschen.

 

21:05 – Der Tag war anstrengend. Wir sind sogar zu müde, um eine Folge „Breaking Bad“ zu schauen. Ungewöhnlich früh schlafen wir ein. 

Nachtrag zu Kolumbien: Der Konvoi


Durch den Süden Kolumbiens sind wir einige Tage im Konvoi mit John und Paula aus Kalifornien und Jesse und Jessica aus Toronto gefahren. John und Paula haben auf ihrer Homepage nun auch noch einen Bericht zu dieser Zeit und ein cooles Video gepostet. Hier findest du den Bericht mit dem Video.

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Kommentare: 2
  • #1

    Grova (Freitag, 11 März 2016 20:07)

    Super Idee dein :24h Bericht das Video von John und Paula haben mich beeindruckt auch die beiden Aussagen, dass sie von Euch gelernt hätten nicht nur 8 Std durch die Gegend zu fräsen sondern auch anhalten und geniessen die zweite bei einem Ausflug das Beste war die Wanderung und das von einem Amerikaner

  • #2

    Marianne (Dienstag, 15 März 2016 21:57)

    Hi together!
    Danke für die spannende 24h Reportage.... war DAS ein Tag, unglaublich!! Ein Unglück kommt selten allein, heissts doch! Kein Wunder, war früher Nachtruhe als sonst! UFF!
    Und SUPER, der Konvoi Movie....schön sieht man Baghira "in action"Baghira, wie sie vorbei"schnüützt" und um die Ecken kurvt! ... und ui, waren das gebratene Meerschweinchen dort auf dem Grill am Strassenrand?
    Lieber Gruss aus den Skiferien...s'hat doch noch ein wenig geschneit, wenigstens in der Höhe! LBGR.M.