Alberta

Neue Freundschaften


23. bis 27. Juli

Cold Lake – La Corey – Bonnyville – Lac la Biche – Athabasca – Slave Lake – High Prairie - Gordondale

1024 km

gefahrene Route in Alberta
gefahrene Route in Alberta

Wir verliessen Saskatchewan und fuhren weiter nach Cold Lake in Alberta. Hier sieht man anstelle von Holzlastwagen Öltransporter und anstelle von Getreidesilos stehen Öl- und Gaspumpen auf den Feldern. Da wir in Kanada bereits 10‘000 km gefahren sind, war ein Ölwechsel fällig. Es gibt hier viele Läden, in denen man Motorenöl kaufen kann, aber gibt es auch das richtige Öl? Nach mehreren Versuchen standen wir endlich im Canadian Tire mit 10 Litern Öl in der Schlange vor der Kasse und diskutierten darüber, ob wir sonst noch was brauchen, als wir auf Schweizerdeutsch angesprochen wurden. Wir staunten nicht schlecht! Dominik ist etwa in unserem Alter und seine Eltern sind nach Ontario ausgewandert, als er noch ein kleines Kind war. Nun lebt und arbeitet er hier in der Nähe von Cold Lake als Helikoptermechaniker. Dass wir ihn am nächsten Tag bei Star Helicopter besuchen wollen, ist ja wohl klar!

Der erste Service stand bevor. Diesen erledigten wir am Abend auf dem Campingplatz. Das alte Öl wollten wir in einen leeren Wasserkanister laufen lassen und haben uns extra dafür aus einer abgeschnittenen Flasche einen Trichter angefertigt. Wir hatten leider die Durchflussmenge unterschätzt und nach wenigen Sekunden war der Trichter überlaufen und das ganze Öl verteilte sich auf dem wasserdichten Tuch, das wir zum Glück darunter ausgebreitet hatten. Von den anderen Campingplatzbenutzer hat zum Glück keiner unsere Aktion bemerkt und wir konnten alles unbehelligt verschwinden lassen. Kein Tropfen kam zu Boden! Wäre auch nicht so schlimm gewesen, schliesslich kommt das Öl ja auch aus der Erde :) Erste Lektion gelernt: Das nächste Mal schneiden wir besser den Kanister auf, damit ein solches Debakel nicht mehr vorkommt… Es war eine ziemliche Schweinerei. In der Zwischenzeit hat Melanie Wäsche gewaschen in der Laundry auf dem Camping. Klassische Rollenverteilung also :-p

Am nächsten Tag liessen wir bei Canadian Tire unsere Reifen unter Einbezug des Reserverades rotieren, damit sich alle gleichmässig abnutzen. Der Mechaniker hievte das Reserverad kurzerhand mit dem Gabelstapler vom Dach herunter, praktisch! Die Vorderachse hatte auf beiden Seiten Spiel im Radlager. Dieses stellte ich am kommenden Tag noch nach. Die vor der Abreise verbrachten Tage in der Werkstatt zahlten sich nun aus, danke Tomas und Martin! Danach noch die Antriebswellen abgeschmiert und nun sollte wieder Ruhe sein für die nächsten 10‘000 km.

Gegen Mittag trafen wir wie abgemacht bei der Firma Star Helicopter ein, um Dominik zu besuchen. Er hat uns mit viel Begeisterung und Herzblut seinen Job und die vielseitigen Operationen der Helikopterfirma erklärt. Zur Zeit sind sie voll ausgelastet und mit Flügen für die Ölfirmen, Alberta Forestry, Medevac und dem Löschen von Waldbränden beschäftigt. Die Piloten, die wir an diesem Tag getroffen haben, waren allesamt sehr jung und „cool“. Man konnte sich gut vorstellen, was für ein Traumjob sich diese Leute erarbeitet haben. Die Firma betreibt 7 Maschinen des Typs Eurocopter B350 und Bell B2. An der einen Eurocopter Maschine musste Dominik noch einen letzten Kalibrierungsflug für die Rotorblätter vornehmen, dann wurde mir angeboten, auf einen kleinen Rundflug mitzugehen. Natürlich hatte ich sofort zugesagt! Melanie war zuvor bereits schon Helikopter geflogen und hat dankend abgelehnt… Da sass ich nun also in der Maschine mit dem Piloten und Dominik, Türen geschlossen, das Headset aufgesetzt, der Pilot betätigte den Startschalter. Statt dem erwarteten Anlaufen der Turbine, war nur ein leises „Klick“ zu hören. Ratlos schauten sich Pilot und Mechaniker an und betätigten den Schalter erneut. Wieder nichts. Auch das Abhängen der Batterie brachte nichts, Dominik vermutete, dass der Startknopf defekt war. Somit wurde aus meinem Flug leider nichts, erst abends um 9 Uhr war die Reparatur fertig gestellt. Etwas enttäuscht, machten wir uns stattdessen zur Basis der 4 Wing Staffel der Canadian Airforce auf. Man konnte dort um den Flughafen fahren und relativ nahe der Piste gab es ein Treppchen, von wo aus man auf die Pisten sah. Und schon nach wenigen Minuten hörten wir das gewaltige Donnern zweier Hornets, die gleichzeitig auf den parallelen Pisten starteten. In der nächsten halben Stunden konnten wir insgesamt 8 Kampflugzeuge starten sehen, eindrücklich!

Zu unserem Glück war genau dieses Wochenende Chuckwagon Race und Rodeo in Bonnyville (ganz in der Nähe von Cold Lake). Das wollten wir uns gerne ansehen. Der Parkplatz war gerammelt voll, es wimmelte nur so von Pick-up-Trucks. Die besonders schlauen Cowboys sind mit ihrer Hebebühne gekommen. So konnten sie sich das Spektakel gratis vom Parkplatz aus anschauen. Auf der grossen Tribüne sah man statt Köpfe lauter Cowboy-Hüte. Das Wagenrennen haben wir leider genau verpasst, dafür kamen wir pünktlich für das Rodeo. Es wurden junge Rinder mit dem Lasso eingefangen, Stiere zu Boden gerungen (der Cowboy springt von seinem Pferd runter auf den Stier und zwingt ihn zu Boden), Stiere mit dem Lasso an den Hörnern gepackt, auf bockenden Pferden geritten und um Säulen galoppiert. Was für ein Spektakel! Alles wurde von einem nie schweigenden Kommentator begleitet. Teilweise musste die Aufgabe möglichst schnell erledigt werden, teilweise wurden Punkte verteilt. Die Regeln haben wir nicht immer ganz verstanden. So waren wir froh, dass wir am nächsten Abend mit Dominik und seiner Freundin Vicky zusammen noch einmal auf den Festplatz kamen. Wir sahen uns mehrere Chuckwagon Races an. Ein Team besteht aus einem Wagen mit einem Fahrer und vier Zugpferden und zwei Reitern zu Pferd. Zuerst muss ein Fass eingeladen und dann möglichst schnell (aber mit dem richtigen Abstand zu den Reitern) eine Runde gedreht werden oder so :). Ein richtiges Durcheinander…

Nach dem Rennen luden uns Dominik und Vicky zu sich nach Hause ein. Dies war nicht etwa eine Wohnung, wie man das in der Schweiz erwarten würde, sondern eine eigene Farm mit viel Umschwung. Im Haus wohnen noch zwei Mitbewohner. Begrüsst wurden wir von drei Hunden (einer davon ist ein riesiger Bullmastif!). Sie sehen zwar ziemlich böse aus, sind zum Glück aber nicht bissig. Die vier Katzenbabys müssen sich aber trotzdem in Acht nehmen vor ihnen. Des Weiteren besitzen sie zwei Pferde, einen Esel, zwei Schweine und einen Igel. Wenn wir in der Schweiz jemandem erzählen, wir hätten drei Autos, werden wir eher mit Unverständnis angeschaut. Hier in Kanada? Hier wird man belächelt. Dominik und Vicky besitzen für jeden Anlass ein anderes Fahrzeug. Da gibt es mehrere Trucks und Autos, einen Wohnwagen, ein Golfwagen, ein Traktor und vieles mehr. Die Terrasse hat drei riesige Stufen und einen Hot Tub. Unter der Veranda sassen wir zu fünft (Colin, der Mitbewohner, war auch zu Hause) und schwatzten bis um zwei Uhr morgens. Es war ein genialer Abend. Wir hörten die spannendsten Geschichten über Geisterhunde, Freunde, Reisen, das Leben hier in Kanada, die kalten Winter (stimmt, ich habe bei der Fahrzeugaufzählung das Schneemobil vergessen) und vieles, vieles mehr. Ausserdem bekamen wir von Colin eine echte Machete geschenkt. Wie cool ist das! Danke nochmals! Mit ein bisschen Bier war es trotz Regen gar nicht so kalt. Es hat sich angefühlt, als ob wir uns schon viel länger als nur die paar Stunden kannten, es war einfach nur super! Vielen Dank noch einmal für die Gastfreundschaft und die tolle Zeit! Hoffentlich sehen wir uns wieder.

Wie am Abend zuvor abgemacht stand ich mit etwas dussligem Kopf um halb 7 in der Küche und hoffte, dass mich die Hunde nicht überfielen. Ich durfte mit Colin, der nämlich Truckfahrer ist, auf eine kleine Tour mitgehen. Von Colin war jedoch noch keine Spur zu sehen und so ging ich zu seinem Zimmer. „Dude, wake up!“. Ein paar Minuten später war auch er auf den Beinen und nach einer Scheibe Toast sassen wir in seinem Truck. Colin fährt für seine Eltern, welche wiederum für eine Ölfirma fahren. Die einzelnen Ölfelder sind auf einer Spezialkarte mit Sektoren und Nummern vermerkt, das Ganze sieht aus wie ein U-Bahn-Fahrplan. Wir fuhren 20 Minuten, um seine erste Ladung Rohöl, etwa 35‘000 Liter, zu laden. Während des halbstündigen Ladevorgangs hat er mir die ganzen Prozesse der Ölgewinnung sehr ausführlich erklärt. Wikipedia hätte es nicht besser machen können! Es war interessant, mal die Seite eines kanadischen Truckers zu sehen!  Dann hat er mich wieder bei Dominik abgeladen, wo es schon herrlich nach Speck und Pancakes duftete.

Etwas traurig verabschiedeten wir uns nach dem feinen Frühstück und einer Farmbesichtigung von Dominik und Vicky und fuhren weiter Richtung Westen. Am Lesser Slave Lake fanden wir einen Stellplatz direkt am See, welcher - wie fast alle Seen hier - ein Sandstrand hatte. Auf unserem eigenen kleinen Strandabschnitt konnten wir ein erstes Mal die Machete testen. Und so hackten wir Bäume, Äste und Sträucher, bis die Sonne über dem See unterging. Ein gelungener letzter Abend in Alberta.

Wenige Kilometer von der Provinzgrenze entfernt liegt Dawson Creek. Dort beginnt der berühmte Alaska Highway. Man kann das Abenteuer „Wild North“ schon von hier aus riechen.

Über Alberta


Die Provinz Alberta ist die westlichste von den drei traumhaft schönen Prärieprovinzen Kanadas.  Auf einer Fläche von 661'848 km² leben knapp 3,7 Millionen Menschen, darunter 70'000 indianische Ureinwohner. Die Hauptstadt ist Edmonton, die größte Stadt Calgary mit über einer Million Einwohner. Alberta besitzt umfangreiche Ölvorkommen und ist die reichste Provinz Kanadas. Die Landschaft wird von der Prärie geprägt, die sich im Osten bis nach Manitoba ausdehnt. An der Westgrenze der Provinz dominieren hingegen die Ausläufer der Rocky Mountains. Die Rocky Mountains sind auch der Grund dafür, dass wir dieser Provinz gleich zwei Besuche abstatten. Obwohl sehr touristisch, wollen wir die beiden bekanntesten Nationalparks der Provinz, den Banff National Park und den Jasper National Park auf keinen Fall verpassen. Die beiden Parks werden durch eine der schönsten Fernstraße verbunden, dem Icefields Parkway. Beim ersten Besuch werden wir den Osten und den Norden erkunden.

 

Erfahre hier noch mehr über Alberta.


Da sich Alberta 1.200 km in Nord-Süd-Richtung ausdehnt, unterscheidet sich das Klima zwischen dem 49. und 60. Breitengrad beträchtlich. Der Norden Albertas ist meistens von Taiga bedeckt und hat weniger frostfreie Tage als der Süden. Der Westen Albertas wird durch die Berge geschützt und erfreut sich im Winter milder Temperaturen aufgrund der Chinook-Winde. Das südöstliche Alberta hingegen besteht allgemein aus flacher, trockener Prärie mit einigen Hügeln und extremen Temperaturen. Diese liegen im Bereich von sehr kalt bis sehr heiß. Gewitter sind häufig im Sommer speziell im zentralen und südlichen Alberta.