Testreise in die Pyrenäen

Letzte Vorbereitungen


Das Innere des Autos konnten wir termingerecht so ausbauen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir installierten noch ein Thermometer, bezogen die Sitze mit atmungsaktiven Sitzüberzügen und verschraubten Haken für einen Verdunklungsvorhang der Frontscheiben. Jetzt musste "nur" noch gepackt werden. Unsere Wohnung glich die letzten Tage einem Tante-Emma-Laden. Der ganze Boden war mit allem Möglichen übersät. Schliesslich fand alles im Auto seinen Platz. Die Schubladen stellten sich als sehr geräumig heraus.

Unsere Route


Diese Reise sollte die Bewährungsprobe für das Auto, unseren Ausbau und die Ausrüstung werden. Wir nahmen uns drei Wochen Zeit und fuhren kreuz und quer durch den spanischen Teil der Pyrenäen von einer Schotterpiste zur nächsten. Eine genaue Route haben wir uns vorher nicht zurechtgelegt. Auf dem iPad, welches uns zur Navigation diente, hatten wir zahlreiche Tracks aus dem Internet und aus den MDMOTs und setzten sie laufend zusammen, wie es gerade gut passte. Hauptsache offroad! Auf der Karte unten sieht man das Resultat. Nach drei tägiger Anfahrt sind wir im Osten in die Pyrenäen eingestiegen und haben das Gebiet dann 15 Tage später im Nordwesten wieder verlassen.

19. bis 22. Juli 14: Anfahrt


Wie immer, wenn man mit Lukas in die Ferien geht, muss man früh aufstehen, denn um 4 Uhr ging es schon los. Während wir auf der Autobahn Richtung Genf fuhren, wurde die Dunkelheit vom Sonnenaufgang vertrieben. In Frankreich ging es dann Überland weiter. Nach einem Stopp am schönen Lac de Bourget fuhren wir im Massive de Chartreuse auf kurvigen Bergstrassen. Abgesehen davon, dass wir beinahe in einen Kanal hinein gefahren sind, gab es heute kein Offroad. Dafür einen schönen ersten Schlafplatz auf einem Rebberg am Waldrand. Unsere erste Nacht im Cruiser!

Nach einer ruhigen Nacht wurden wir am Morgen vom Motorenlärm geweckt. Direkt neben uns im Wald befand sich nämlich eine Offroad-Strecke für Motocross-Töffs. Kaum waren die wieder verschwunden, wagten wir selber eine kleine Testfahrt. Wieder auf den Strassen kippte das Wetter, es regnete sintflutartig. Auf schmalen Passstrassen kämpften wir uns durch den Regen und Nebel. Zum Glück fanden wir eine offene Scheune als Unterstand fürs Mittagessen. Die engen Strässlein wollten nicht aufhören und wir wurden nervöser und nervöser, denn wir brauchten dringend eine Tankstelle! Mit gefüllten Tank wurde nicht nur unsere Stimmung, sondern auch das Wetter wieder besser. Nach einem Big Mac fanden wir einen super Schlafplatz an einer langen Schotterpiste. Hier gab es unzählige Feldwege, welche für die Land- und Forstwirtschaft genutzt werden.

Wir fuhren auf Passstrassen von Tal zu Tal und finden zwischendurch immer mal wieder eine Schotterpiste. Am liebsten würden wir alle ausprobieren, so viel Zeit hatten wir aber leider nicht. Für den einen oder anderen Abstecher reichte es trotzdem. Unser Ziel heute war die Stadt Carcassonne. In Millau bogen wir auf die Autobahn ein und fuhren über das eindrucksvolle Viadukt. In Carcassonne wurden wir schon erwartet. Wir haben dort ein nettes Appartement für die Nacht gebucht. Am Abend genossen wir die wunderschöne Altstadt. Diese gehört zum Weltkulturerbe von UNESCO und ist eine der meist besuchten Reiseziele Frankreichs. 

Wir besuchten Carcassonne nicht nur wegen der schönen Altstadt, sondern auch weil hier am nächsten Tag eine Etappe der Tour de France startete. Leider in neutralisierter Form... Aber spannend war es trotzdem. Danach fuhren wir zum Treffpunkt. In einem kleinen Restaurant in Lamanère mitten in den Bergen haben wir uns mit Lukas' Vater, seiner Partnerin und deren Sohn verabredet. Mit zwei Land Cruisern startete dort die Offroadreise durch die Pyrenäen.

22. bis 28. Juli: Zu fünft unterwegs


Nachdem wir Luft aus den Reifen abgelassen haben, ging es weiter auf die erste Piste. Schon bald waren wir in Spanien, dem Land ohne Fahrverbote (leider nicht ganz ohne, aber sicher nicht so viele wie hier...). Auf einer Weide fanden wir einen Schlafplatz mit super Ausblick. Das fand wohl auch eine Kuhherde. Zum Glück zog sie weiter und wir konnten in Ruhe Znacht essen. Unsere Köchin Ann zauberte jeden Abend ein feines Essen.

Am Morgen früh gab es regen Verkehr auf unserer Weide. Da kamen Kuhhirten auf Töff, Auto und zu Fuss. Das Highlight war eine grosse Pferdeherde, welche von einem hupenden alten 4x4 angeführt wurde. Beim Einpacken zeigte sich, dass unsere Schubladen sehr praktisch sind. Wir waren nämlich viel schneller als die Rako-Kisten-Fraktion :)

Heute hatten wir grosses vor: Unser Ziel war ein Track, von welchem wir gehört haben, er sei sehr anspruchsvoll. Nach einer Anfahrt auf Schotterpisten konnten wir dies zuerst noch nicht so recht glauben, unser TomTom-Navi lotste uns sogar auf diesen Weg... Aber schon bald war klar, dass der Track nicht fahrbar ist. Der Weg war völlig ausgewaschen und hatte riesige Stufen und Furchen quer durch. Das Risiko wäre zu gross. Enttäuscht gingen wir in Camprodon einkaufen und fuhren wieder hoch in die Berge. Auf 1800 m ü. M. fanden wir einen Schlafplatz mit grandioser Aussicht. Bald kam aber dicker Nebel angeschlichen und die Aussicht war weg. Die exponierte Lage machte uns aber nicht so grosse Probleme. Das Dachzelt auf dem Land Cruiser neben uns hingegen wurde gewaltig vom Wind durchgeschüttelt. 

Schon wieder wurden wir von Kühen und Pferden geweckt. Und die Kühe waren sehr hartnäckig und laut. Bei herrlichem Sonnenschein konnte die Reise weitergehen. Es ging auf Schotterpisten rauf und runter Richtung Westen. Zwischen durch gab es Stopps, um Fleisch zu kaufen, Zmittag zu essen und die Haare zu waschen. Die meisten Pausen gab es aber zum Fotografieren und Pinkeln :) Am Abend grillierten wir hinter riesigen Holzbeigen. Die Staldercreme zum Dessert konnten wir noch im Trockenen essen, dann begann es zu regnen.

Auch am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Westen. Unser Ziel war Andorra. Ein Klappergeräusch an unserem Auto stellte sich zum Glück nur als gelöste Schraube vom Unterfahrschutz heraus. Kurz vor der Grenze schlugen wir unser Lager auf. Gestern Abend haben wir dazu gelernt und die Blache von Anfang an zwischen unseren Fahrzeugen gespannt. Zum guten Glück! Die Polenta war gerade am Kochen, als ein Unwetter aufzog. Es stürmte, hagelte, regnete und wurde immer kälter. Es war grauenhaft. Alles wurde nass und es hörte nicht mehr auf. Was für ein Abend!

Nach einer eiskalten, stürmischen und regnerischen Nacht weckte uns am Morgen die Sonne, als wäre nie etwas gewesen. Wir frühstückten ausgiebig mit selbst gebackenem Brot. In dieser Zeit konnten die nassen Sachen an der Sonne trocknen. Heute erkundeten wir eine Hochebene in Andorra. Es war einfach nur traumhaft! Wir genossen eine schöne Runde und fuhren auch die eine oder andere knackige Stelle, es ging nicht nur steil bergauf, sondern auch durch tiefe Gräben. Danach verliessen wir Andorra auf dem sogenannten Schmugglerpfad und fanden am Ende eines schlammigen Weges einen Schlafplatz.

Am nächsten Tag fuhren wir den Schmugglerpfad zu Ende und assen ein feines Zmittag in einem kleinen Restaurant. Unsere letzte gemeinsame Nacht verbrachten wir auf einem Hügel mit riesigen Greifvögeln, einer noch riesigeren Wurst und einem schönen Feuer.

In Andorra la Vella tankten wir billigen Diesel und tranken in einem Kaffee ohne Strom noch einen Abschiedstrunk. Danach mussten wir uns von unseren drei Weggefährten verabschieden und wir fuhren "nur" noch zu zweit nach La Seu d'Urgell, wo wir in einem hübschen Hotel Strom, warmes Wasser und W-Lan genossen.

29. Juli bis 5. August: Zu zweit unterwegs


Am Morgen klingelte zur Abwechslung ein Wecker. Das Frühstücksbuffet war aber dermassen enttäuschend, dass wir uns in einem Supermarkt eindecken mussten. Erholt und gestärkt ging es über den Boumort-Pass. Und im nächsten Tag erwartete uns eine komplett neue Landschaft. Es war wie in Amerika beim Grand Canyon. Es gab rötliche Felsformationen und sandige Passagen. An einem See entlang konnte man auf Wegen wie in der Toskana fahren. Und auch der Schlafplatz war überwältigend: Auf einem Lavendelfeld unter einem riesigen Schwarm von Greifvögeln, welche über uns ihre Kreise zogen. Wow!

Am nächsten Tag fuhren wir auf einer fast zugewachsenen Piste auf einen Hügelkamm, auf dem wir kilometerlang die schöne Aussicht geniessen konnten. Wenn es nur nicht so geholpert hätte die ganze Zeit. Zur Abwechslung waren wir froh, als endlich wieder  eine geteerte Strasse kam. Nach einem super Kaffee in einer Bäckerei fuhren wir weiter durch wüstenähnliche Landschaft. 

Heute standen einige MDMOTs auf dem Programm. Die Flusspiste gleich zu Beginn stellte sich aber tatsächlich als Motorrad-Trail heraus und damit für uns unfahrbar da viel zu schmal. Dafür war der Rin-Höhenweg ein voller Erfolg, ziemlich anspruchsvoll und abwechslungsreich. Auch der Track von Esdolomada nach Fantova war super. Sogar ein Abstecher durch den Rebhügel eines Privatgrundstück war inklusive :) Da wir die am Ende des Tracks liegende alte Kirche als Schlafplatz verschmähten mussten wir noch ein Stück fahren. Und so kamen wir auf eine Piste, welche es wirklich in sich hatte. Es ging über hohe Stufen durch den Wald hinunter. Ziemlich kaputt fanden wir einen Platz zum Schlafen. Nach dem Znacht ging's unter die Solardusche, welche wir am Fluss gefüllt hatten, und dann ab ins Bett.

Frühmorgens wurden wir vom Regen geweckt. Da wir auf erdigem, sandigem Untergrund standen, fuhr Lukas das Auto im Schlafanzug auf ein steinigeres Plätzchen und wir konnten noch ein bisschen weiterschlafen. Dann ging es auf dem schwierigen Track weiter. Die GoPro kam ständig zum Einsatz. Es war eine tolle Herausforderung. An einem See assen wir zu Mittag in einem kleinen Restaurant. Schlussendlich genossen wir noch die Fahrt durch den Guara-Nationalpark. Hier gab es noch ein letztes Mal sandige Pisten. Und passend zum 1. August gab es in der Nacht mehrere starke Gewittern mit Donnern lauter als jedes Schweizer Feuerwerk.

Am nächsten Morgen war dann auch alles schön aufgeweicht und schlammig. Durch eine Kiesgrube ging es auf den nächsten Track. Und prompt blieben wir im Schlamm stecken! Lukas' Traum :) Und weil wir schon so etwas geahnt hatten, haben wir die Szene mit der GoPro gefilmt. Wir mussten tiefe Schlammrillen mit grossen Steinbrocken auffüllen (noch ohne Schaufel, die ist auf der grossen Reise dann dabei) und beide Diffsperren einsetzen, um uns aus dem Schlamassel zu befreien. Endlich mal richtige Action! Auf rutschigen Schotterpisten ging es weiter bis nach Campo am Fuss des el Turbón. Dort genossen wir den Luxus von einem Hotelzimmer. Zwischendurch mal wieder warm zu duschen, ohne von Kühen beobachtet zu werden, ist durchaus eine tolle Abwechslung.

Nach einem feinen Frühstück und Shopping im Dorf schlängelten wir uns über eine Serpentinenstrasse auf den el Turbón. Eine atemberaubende Aussicht. Da es eine Sackgasse war, mussten wir den gleichen Weg wieder zurück und fuhren dann auf den nächsten Track namens Muira-Seira. Der hatte es in sich. Es ging wahnsinnig steil den Berg rauf über viele Felsplatten. Die vereinzelten Wanderer staunten nicht schlecht, als wir an ihnen vorbeifuhren. Nach einem etwas lahmen Track, der über roten Sand ging, kämpften wir uns extrem steil den Barruera-Track den Berg hinauf an einer Kapelle und einem ziemlich modernen Hirtenhäuschen vorbei und übernachteten auf einer Alp.

Am nächsten Morgen begrüssten uns in der kleinen Hütte eine ganze Horde von agents rural. Da wir aber nicht vorhatten, die Piste zu verlassen, gab es keine Probleme. Wir fuhren auf der gegenüberliegenden Talseite den Durro-Ring. Die Gegend wurde jetzt aber wieder touristischer und dadurch hatten wir Mühe, einen Schlafplatz zu finden. Wir mussten noch am gleichen Abend den Einstieg auf den Espot-Kamm beginnen und dort leider direkt am Pistenrand schlafen.

Heute stand unser letzter Offroad-Tag an. Wir starteten früh am Morgen und erlebten, wie sich der Nebel immer mehr lichtete und die Sonne durchscheinen liess. Gestärkt von einem Omelett genossen wir die schöne Aussicht, welche wir uns leider mit anderen Offroadern teilen mussten. Auf unserem letzten Track, der die Form von einem M hatte, gab es noch mehr Touristen. Wir fuhren eine Schlaufe durch einen schönen Nationalpark in ein Skigebiet, dann eine zweite Schlaufe durch die Berge. Da wir keinen letzten schönen Schlafplatz finden konnten, mussten wir ein Hotel nehmen.

6. und 7. August: Heimfahrt


Mit unserem eingebauten Kompressor pumpten wir unsere Pneus wieder härter und fuhren mit Tempomat auf der Autobahn heimwärts. Neben einem Stopp im Mc Donald's und einem Glacé-Halt machten wir keine Pausen. Übernachten wollten wir eigentlich in einem schnukeligen französischen Chambre d'Hote. Jedes einzelne Zimmer war aber ausgebucht. Zum Glück half uns ein netter, alter, geigenspielender Besitzer. Er konnte zwar kein Gîtes herzaubern, uns aber ein Hotelzimmer in St. Paul trois Chateaux organisieren. Das Zimmer war zwar nichts besonderes, das Essen war aber sehr gut.

Am letzten Tag ging es auf direktem Weg nach Hause. Die Kilometer auf der Autobahn zogen schnell an uns vorüber und gegen Abend kamen wir zu Hause an. Unsere Kleider freuten sich auf die Waschmaschine, wir freuten uns auf unser herrliches Bett. 

Fazit


Unsere Bilanz von 15 Tagen Offroad:

  • 1366 km
  • ca. 66 h Fahrzeit
  • 21.2 km/h im Schnitt
  • 37'495 hm rauf, 36'485 hm runter

Gesamtbilanz von 20 Tagen Ferien:

  • 3827 km
  • ca. 100 h Fahrzeit
  • 500 l Diesel
  • 13 l Diesel / 100 km

Zusammengefasst kann man sagen, dass wir tolle Ferien mit wundervollen Erfahrungen gemacht. Das war nicht unsere letzte Reise in die Pyrenäen, welche sich als super Offroad-Gebiet herausgestellt haben.

Dies war ja aber auch eine Bewährungsprobe. Und unser Ausbau hat sich bewährt. Bei Regen kann man sogar in einem Notfallszenario das Bett vorbereiten und wieder zusammenklappen ohne das Auto zu verlassen :)

Auch die Navigation auf dem iPad mit dem App MotionX HD GPS hat sehr gut geklappt. Wir hatten - abgesehen von kurzen Passagen in Tälern - immer GPS Empfang und mit einem blauen Punkt auf der Karte kann sich sogar jemand orientieren, der eigentlich keine Karten lesen kann :) 

Mit einer Schaufel und Säge ausgerüstet, werden wir weitere knackige Stellen noch besser meistern. 

 

Die grosse Reise kann kommen!