Florida - Verschiffung - Cartagena

Start ins Abenteuer 2.0


Wir nähern uns langsam dem zweiten Teil unseres Abenteuers. Wir verschiffen Baghira von den USA nach Kolumbien und werden von dort die westlichen Länder Südamerikas entdecken. Im Mai endet unsere Reise dann wahrscheinlich in Argentinien. Wie die Verschiffung ablief und was wir in der Zeit ohne Auto gemacht haben, kannst du hier erfahren.

Containerverlad


Da standen wir nun also, ohne Auto, ohne Zuhause. Es fühlte sich total komisch an. Bei der Containerbeladung konnten wir leider nicht dabei sein. Es wurden aber Fotos gemacht, welche wir uns ganz wehmütig angeschaut haben.

Auf einem Lastwagen ging es für Baghira nun zum Hafen in Galveston, wo der Container auf die Monte Olivia verladen wurde. Am 30. Dezember begann die Fahrt über den Golf von Mexiko. Nach einem Stopp in Panama sollte das Schiff schon am 4. Januar in Cartagena, Kolumbien ankommen. Zuerst einmal kamen aber unsere Weihnachtsferien in Florida.

Florida: Christmas on the Beach


Am 22. Dezember verabschiedeten wir uns von Andy und Kim in Houston und flogen nach Fort Lauderdale, Florida. Nach einem eher unsanften Flug waren wir, also vor allem ich, froh im Hotel anzukommen. Obwohl es schon dunkel war, war es noch immer so warm, dass man mit T-Shirt und kurzen Hosen herumlaufen konnte. Warme Temperaturen hatten wir während der ganzen Woche im Pensionierten-Staat Florida. Tagsüber 28°, nachts 24°. Da es sehr feucht war, trockneten die Badehosen über Nacht jeweils nicht.

Weihnachten verbrachten wir anders als gewohnt. Wir waren natürlich beide traurig, ohne die Familie feiern zu müssen. Dank der heutigen Technik war es uns zumindest möglich, in Ton und Bild dabei zu sein bei der Weihnachtsfeier zu Hause. Schlussendlich verbrachten wir aber trotzdem zwei schöne Weihnachtstage mit Baden am Strand, Telefonieren und feinem Essen am Abend. Wir hatten sogar eine Kerze :)

Nun ging es Schlag auf Schlag: Kurz nach Weihnachten feierten wir meinen runden Geburtstag. Da wir aber auf einem anderen Kontinent sind, zählt es nur so halb – finde ich zumindest. Ich wollte schon immer ein Geburtstagsfest im Sommer haben. Und genau das wünsche ich mir nun auf meinen 30. Geburtstag. Ich hoffe, ihr stosst alle mit mir an!

Die Tage vergingen wie im Flug. Wir genossen den Pool direkt vor der Zimmertüre, den Strand, das gute Wetter und entspannten uns mal wieder so richtig. Die Abreise rückte näher und so mussten wir am 30. Dezember die Koffer wieder packen und uns nicht nur von Florida, sondern auch von Nordamerika verabschieden. Gut sechs Monate haben wir hier verbracht, wunderschöne Landschaften gesehen, tolle Menschen kennengelernt und viele Abenteuer erlebt. Wir nehmen unendlich viele Erinnerungen mit von dieser Zeit!

Goodbye Nordamerika


Die USA in Zahlen:

29. August bis 30. Dezember 2015 – 124 Tage durch die USA (ohne Alaska)

14‘990 km (im Schnitt täglich ca. 120 km)

ca. 280 h reine Fahrzeit (im Schnitt täglich ca. 2.25 h)

Die Zahlen sind im Vergleich zu Kanada viel tiefer, da wir unter anderem mehr Offroad fuhren und in Kalifornien eine 4-wöchige Pause eingelegt haben. 

Nordamerika in Zahlen:

15. Juni bis 30. Dezember 2015 – 199 Tage durch Kanada und die USA

34‘640 km (im Schnitt täglich ca. 174 km)

ca. 577 h reine Fahrzeit (im Schnitt täglich ca. 3 h)

3728 l Diesel (ohne Mietauto auf Neufundland beträgt unser Verbrauch 11 l / 100 km)

0 platte Reifen

1 durchgescheuerte Leitung der Klimaanlage

Tiersichtungen: 11 Elche, 25 Bären, 1 Wal

gefahrene Route durch Nordamerika
gefahrene Route durch Nordamerika

Auf in eine neue Welt!


Beim Einchecken am Flughafen in Fort Lauderdale für unseren Flug meinte der Angestellte der Airline, dass uns die Einreise nach Kolumbien vielleicht verweigert wird, da wir weder ein Rück- noch ein Weiterflugticket haben. Man werde nur ins Land gelassen, wenn man beweisen könne, dass man es auch wieder verlasse. Er drücke uns die Daumen. Na Danke! Nach einem gut zweistündigen ruhigen Flug und einer gefühlten Stunde Anstehen bei der Immigration in Cartagena waren wir doch ziemlich nervös. Die Beamtin nahm unseren Pass entgegen, diskutierte lachend auf Spanisch mit ihren Kolleginnen und Kollegen, ob die Schweiz in der EU sei, und drückte uns ohne irgendeine Frage oder Anmerkung den Stempel auf eine neue Seite! Der zweite Teil unserer Reise kann losgehen.

Da mein Götti und sein kolumbianischer Freund hier viele Kontakte haben, kamen wir in den Genuss, dass wir am Flughafen abgeholt und mit einer Umarmung im Land willkommen geheissen wurden. Albeiro fuhr uns durch den dichten Verkehr in unsere kleine Ferienwohnung und wir konnten gleich ein erstes Mal unser Spanisch testen. Sprechen ist das Eine, Verstehen das Andere. Wir werden sicher noch besser unterwegs!

Cartagena hat ca. eine Million Einwohner, liegt an der Karibikküste und gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas. Denn neben warmen Temperaturen und schönen Stränden hat sie auch Kultur zu bieten. Das komplett ummauerte alte Stadtzentrum gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. So liessen wir das alte Jahr mit einem Spaziergang durch die Altstadt ausklingen. Feliz Año Nuevo! Wir wünschen euch viele tollen Erlebnisse, kleine und grosse Abenteuer, gute Gesundheit, leuchtende Augen und ganz viel Freude im neuen Jahr!

Endlich!


Die restlichen Tage in Cartagena verbrachten wir gemütlich und entspannten uns. Langsam aber wurden wir nervös. Wir wollten unser kleines Zuhause zurück. Das Schiff kam nach Fahrplan am 4. Januar im Hafen von Cartagena an. Am 5. Januar konnte der Dokumentenkrieg beginnen, denn so einfach kriegt man sein Fahrzeug nicht aus dem Hafen raus. Welchen Herausforderungen wir uns stellen mussten, erfährst du hier. Wenn du dich für den genauen Ablauf interessierst, kannst du dich gerne bei uns melden, wir haben alles notiert.

 

Ein Auto als Tourist temporär nach Kolumbien einzuführen, bringt wie bereits angetönt mehrere Schwierigkeiten mit sich. Es wäre wahrscheinlich einfacher, wenn man gut Spanisch könnte. So musste Lukas sich mit Hand und Fuss verständigen und war jeweils froh, wenn sich auf einem Büro jemand mit Englischkenntnissen finden liess, was aber hier absolut nicht selbstverständlich ist. Ich verbrachte die strengen Tage in unserem Apartment mit Lesen, da ich am Hafen und bei den Behörden jeweils nicht mit rein durfte.

 

Somit kommen wir zur ersten Herausforderung: Es waren sehr viele verschiedene Stellen involviert. Hierzu gehörten: Reederei, Spediteur, Agent, Hafenbehörde, Containerverwaltung, Hafenoperator, Zoll, Notariat, mehrere Banken und Versicherungen. Da es auch für unseren Agenten der erste Touristenfahrzeugimport war, waren sie keine wirkliche Hilfe und wirkten nicht besonders kompetent. Deswegen waren wir froh, dass uns ein anderer Agent, welcher in der Reiseszene bekannt ist, unter die Arme gegriffen und uns zu Beginn unterstützt hat. Zum Glück gibt es hier billige Moto-Taxis, welche dich für wenige Franken auf ihrem Töff durch den Stadtverkehr mitnehmen, um schnell von der einen Stelle zur nächsten zu kommen. Lukas genoss die Kamikaze-Fahrten :)

 

Für uns war es ebenfalls schwierig, wenn eines dieser vielen Puzzleteile selber nicht genau wusste, was zu tun war, oder ihnen ein Fehler unterlief. So musste Lukas einer vergessenen Unterschrift des Agenten nachrennen und mehrere Stunden abwarten, bis endlich geklärt war, ob wir nun ein Depot für den Container hinterlegen mussten oder nicht. So als würden wir den Container klauen wollen?!? Schlussendlich mussten wir leider ein Depot hinterlegen und zwar nicht gerade wenig: Fast zwei Millionen! Alle Einzahlungen muss man Bar bei der entsprechenden Bank machen. Da die Bankomaten nur kleine Beträge auf einmal ausspuken, dauerte es jeweils ein Weilchen, bis wir das nötige Geld zusammenhatten. Die Währung in Kolumbien ist übrigens der Peso. 10‘000 Pesos entsprechen ca. 3 Schweizer Franken, was die oben erwähnten zwei Millionen zwar immer noch teuer, jedoch nicht mehr ganz so teuer aussehen lässt.

 

Die Büros befinden sich in sicheren Quartieren, sind in modernen Gebäuden und machen einen professionellen Eindruck. Wer denkt, dass hier Schmiergelder erwartet werden, liegt total daneben. Dies ist kein Dschungel, hier gibt es Öffnungszeiten wie bei uns auch. Doof, wenn man um 12:05 Uhr bei der Versicherung steht, diese aber über Mittag geschlossen hat. Der Tag hat einfach nicht genug Stunden. Wir mussten nicht nur für Baghira eine Haftpflichtversicherung abschliessen, auch Lukas brauchte eine Versicherung, um das Hafengelände betreten zu dürfen. Eine Kranken- und Unfallversicherung reichten nicht aus, es musste eine Lebensversicherung sein!

 

Nach vier Tagen Hin-und-Her-Gerenne hatte Lukas alle Herausforderungen gemeistert. Am 8. Januar dann der glückliche Moment: Die Hafenmitarbeiter holten den Bolzenschneider hervor und knackten das Siegel des Containers. Nun fehlten nur noch eine Zollinspektion, welche glimpflich verlief, und ein paar letzte Papiere – klar oder? Nach drei weiteren Stunden konnte sich Lukas ans Steuer setzen und das Hafengelände verlassen. Wir hatten unser Zuhause wieder! Juhuiiiiiii!

Da es Lukas grossen Spass macht, sich durch den dichten Stadtverkehr zu kämpfen, war die Fahrt zum Apartment kein Problem. Die Leute fahren keineswegs aggressiv, aber sehr entschlossen. Wer bremst, verliert. Hier gehören wir im Gegensatz zu den USA wieder zu den grossen Fahrzeugen, was klar ein Vorteil ist. Nachdem wir unser Gepäck eingeladen hatten, konnte es schon fast losgehen. Vorher mussten aber die Kiste und das Reserverad wieder aufs Dach und alles wieder an seinen richtigen Platz zurück. Dies wollten wir nicht mitten in der Grossstadt erledigen, hierfür haben wir uns einen viel schöneren Ort ausgesucht. Mehr dazu erfährst du in unserem nächsten Bericht!

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Kommentare: 6
  • #1

    Inge Wenk (Samstag, 02 Januar 2016 11:14)

    Liebe Melanie, lieber Lukas,
    was für ein fulminanter Auftakt ins Neue Jahr und in Dein neues Dezennium Melanie. Verspätet noch alles Liebe und Schöne! Es ist so schön immer wieder miterleben zu dürfen unter welch "gutem Stern" euere Reise steht.
    Wünsche euch weiterhin wertvolle Begegnungen mit Land und Leuten, und offene Augen und Herzen .
    Ein Leitmotiv meines guten,alten J.P.Hebel: "und wenn de amene Chrüzwäg stohsch, un nümme weisch wo`s
    ane goht, halt still und froog di Gwisse z` erscht, s`cha dütsch gottloob, und folg sym Root."
    Herzlich, Inge

  • #2

    Brigitta und Paul (Samstag, 02 Januar 2016 12:53)

    Liebe Melanie und Lukas
    Wir wünschen Euch zwei noch alles gute für das neue Jahr, möge es Euch erneut viel Positives, Erfreuliches, Abenteuerliches und Unvergessliches bringen. Wir reisen mit Euch etwas in unseren Erinnerungen mit. Aber seid gewarnt - einmal "Travel-Bug" immer "Travel-Bug"...
    Liebe Grüsse Brigitta und Paul die "alten" Globetrotter

  • #3

    Günter (Freitag, 15 Januar 2016 12:07)

    Je mehr Sprachen/sprechen ihr lernt des do mehr verschlägt es mir die selbige.
    Von Euren Erfahrungen zu lesen ist auch ein Abenteuer für uns und wir warten immer wieder sehnsüchtig auf den nächsten Bericht/Bilder. Vermutlich wiederhole ich mich, aber allergrößten Respekt vor Euren Leistungen!!!!!
    Liebe Grüße und alles Gute, Günter u. Ruth

  • #4

    Ross and Ann Marie (Samstag, 16 Januar 2016 06:42)

    Free at last, free at last, and only 4 days….easy…..I know it wasn't, frustrating, but there will be more of that. Now you have a yardstick to measure frustration by! Glad you are both well and back on the road after your "vacation" in Florida. Its still raining here, thank goodness. Hugh was home for Christmas and we had a blast…he is growing in oh so many ways. Lots more school and thinking to do. Safe travels you two, be good and kind to each other, have fun and relish your big adventure. We miss you.

  • #5

    Claude Scherrer (Sonntag, 17 Januar 2016 15:12)

    Probleme sind Gelegenheiten zu zeigen, was man kann (Duke Ellington).
    In diesem Sinne: toll was Ihr beide leistet. jetzt habt Ihr die ersten lateinamerikanischen Hürden genommen. Ich freue mich bereits, von Euren weiteren Abenteuern und Erlebnissen zu lesen. Take care und geniesst es in vollen Zügen!
    Herzlich
    Claude

  • #6

    MK (Dienstag, 26 Januar 2016 18:58)

    Jetzt klappt's.
    Freue mich auf Fortsetzung!
    Jöö, die Baghira tut einem schon grad ein wenig leid, wie sie da so verpackt und "abgeführt" wird!!
    Aber unterdessen habt ihr sie ja wieder und seid frisch gerüstet für weitere Abenteuer.
    Bis zum nächsten Mal.
    M.