Colorado

Von Bergspitzen und Sanddünen


14. bis 28. September 2015

Dinosaur National Monument (Echo Park Road) – Elk Springs – Steamboat Springs – Rocky Mountain National Park – Golden – Castle Rock – Pikes Peak – Great Sand Dunes Nationalpark – Lake City – Silverton – Telluride – Ouray – Delta – Grand Junction

1840 km

gefahrene Route durch Colorado
gefahrene Route durch Colorado

Vom Canyon in die Suite


Und wie! Das Dinosaur National Monument auf der Colorado Seite haute uns total aus den Socken! Die Echo Park Road bringt einem quer durch das Canyonland. Wenn zu Beginn eines Weges eine Tafel steht mit: „High clearance vehicle required! No passenger cars recommended! Impassable when wet!“, dann ist klar, dass wir die Strasse fahren wollen. Ich kann schon mal vorweg nehmen, dass der Weg absolut mit einem normalen Auto befahrbar ist. Wir waren aber trotzdem kein bisschen enttäuscht. Die Strasse führte uns zuerst auf ein Hochplateau, von welchem man direkt in die Ausläufer des Canyons sah. Dann ging es über Haarnadelkurven direkt in den Canyon hinunter. Wow! Auf der Karte sahen wir einen Campingplatz eingezeichnet. Es ging neben einem kleinen Flüsslein im schmalen Canyon entlang nach unten, vorbei an weissen und roten Felsen, Höhlen und Petroglyphen (von Indianern in Fels geritzte Bilder). In jeder Kurve hätten wir zig Fotos schiessen können. Der Campingplatz toppte alles! Der kleine Fluss floss in den grösseren Green River. Über viele Jahre hat das Wasser hart an diesem Campingplatz gearbeitet, wie in einer Arena türmten sich Felsformationen auf allen Seiten. Unbeschreiblich!

Als wir ankamen, wurden wir von Brian und Mike für später zu einem Whiskey am Lagerfeuer eingeladen. Diese Einladung nahmen wir gerne an. Was gibt es schöneres, als in bequemen Stühlen mit Kopflehne und Fussschemel an einem warmen Feuer zu sitzen, in der Hand einen feinen Drink, am Himmel die Sterne, umgeben von schützenden Canyonwänden, den Fröschen und Grillen lauschend, zu passender Countrymusik über Gott und die Welt zu philosophieren… Nicht viel. Es war genial. Genau so war die Fahrt am nächsten Tag aus dem Canyon heraus. An der Kante des Canyons ging die sandige Piste weiter. Ein Overlook atemberaubender als der andere. Und auf Lukas‘ Bucketlist kam ein neuer Punkt hinzu: den Green River raften.

In Elk Springs kamen wir auf den Highway 40 zurück. Diese Ortschaft bestand nur aus alten, unbewohnten Häusern, bei welchen die Dächer sich mittlerweilen im Erdgeschoss befanden, und ein paar verrosteten Autos. Uralte verrostete Fahrzeuge sieht man hier in so manchem Vorgarten herumstehen. Wir fuhren alles auf dieser Strasse Richtung Denver. Von Brian und Mike haben wir den Tipp bekommen, die Passstrasse durch den Rocky Mountain Nationalpark zu nehmen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Aussicht vom höchsten Punkt, welcher auf über 3700 m ü. M. war, kann sich sehen lassen. Das Schwierige aber war, dass man kaum aus dem Auto aussteigen konnte. Es windete derart stark, dass einem die Tür fast aus den Angeln gerissen wurde.

Kurz vor Denver, in Golden, hatten wir zwei Termine des Autos wegen. Slee Offroad ist DIE Land Cruiser Garage in Nordamerika. Dort wollten wir unsere Diff-Sperre reparieren lassen. Zum Glück probierten wir sie ein paar Tag zuvor noch einmal aus. Denn zu unser beider Überraschung funktionierte sie wieder. Das Gerüttel und Geschüttel auf den letzten 20‘000 km scheint geholfen zu haben. Einen kurzen Besuch statteten wir Slee Offroad trotzdem ab. Der zweite Termin war bei Toyota Lakewood. Wir haben das defekte Teil unserer Klimaanlage dorthin schicken lassen. Dachten wir zumindest… Das Teil passte hinten und vorne nicht. Wir müssen es wohl oder übel aus Europa bestellen. Es erwarten uns also noch ein paar weitere heisse Tage im Auto. Die nächsten Tage schwitzten wir aber trotzdem nicht. Dies lag nicht an der kalten Aussentemperatur, sondern daran, dass wir uns eine schöne Hotelsuite in Castle Rock gönnten. Aus den geplanten zwei Nächten, machten wir drei und genossen den Luxus von vier Wänden. In der Dusche keine fremden Haare, auf dem WC nicht von Kühen beobachtet, ein Bett, in dem man Sitzen kann, viel Platz, Strom und schnelles Wlan, beim Yoga nicht von Gräsern gekitzelt zu werden, dies waren nur einige der Vorzüge, welche wir geniessen konnten. Langweilig wurde uns aber keineswegs, es warteten hunderte Fotos darauf, aussortiert zu werden, Berichte für die Homepage wollten geschrieben und Mails beantwortet werden. 

Pikes Peak und Great Sand Dunes


Wunderbar erholt wagten wir uns aus der Suite wieder heraus in die Wildnis. Als nächstes ging es hoch hinaus! Der Pikes Peak ist 4300 m hoch. Eine Teerstrasse schlängelt sich bis ganz nach oben. Anders als beim bekannten Autorennen liessen wir uns aber ein bisschen mehr Zeit bei der Fahrt. Die dünne Luft machte sich mit leichtem Schwindel und Kopfschmerzen bemerkbar. Belohnt wurden wir aber mit einer herrlichen Aussicht und leckeren Donuts. 

Südwestlich von Pueblo gibt es die Great Sand Dunes. Dieses Gebiet besteht aus hohen Dünen. Die Medano Pass Road führte uns eine spannende Piste hinauf in die Berge und dann auf einem sandigen Weg ins Dünengebiet. Die Dünen selber sind leider nicht befahr-, sondern nur bewanderbar. Obwohl der Sand hier nicht allzu tief war, schaffte es ein Toyota Highlander sich festzufahren. Wir fuhren von hinten auf ihn auf zur absoluten Freude von Lukas. Wir boten natürlich unsere Hilfe an. Die bestand darin, dass Lukas an ihm vorbeidriftete durch noch tieferen Sand und ihn dann mit einem Abschleppseil aus der Misere herauszog. Klar, dass wir den sandigen Teil des Weges am nächsten Tag noch zwei Mal fuhren :) 

Offroad vom Feinsten


Die Gegend um Telluride und Ouray kann man als Offroad-Paradies bezeichnen. Ein Pass nach dem anderen führt über die vielen Berge, welche nicht selten 4000 m hoch sind. Den Anfang machten wir in Lake City, wo wir leider ziemlich verregnet wurden. Am nächsten Tag war das Wetter wieder gut und wir nahmen als erstes den Engineer Pass unter die Räder. Eine lässige Piste führte durch leuchtend gelbe Wälder hoch hinauf. Nicht nur die Aussicht war umwerfend, man traf auch nette Leute an, von welchen man weitere Reisetipps bekam. In Animas Fork sahen wir uns alte Minenruinen an und fuhren dann über den teilweise knackigen California Gulch nach Silverado. 

Dass der nächste Tag – unser 101. Reisetag übrigens – abenteuerlich werden sollte, versprach schon der Name des Passes, den wir fahren wollten: Black Bear Pass. Der Pass ist aber nicht etwa für seine Bären, sondern für die hohen Felsstufen und die engen Haarnadelkurven bekannt. Auf Youtube sah es zwar schon ziemlich krass, aber machbar aus. Anscheinend stand am Weganfang früher eine Tafel mit der Aufschrift: You don’t have to be crazy to drive this road, but it helps! Auf den Pass hinauf zu fahren war anspruchsvoll. Da wir wussten, dass der schwierige Teil aber erst kommen würde, waren wir darauf gespannt, von einem Töfffahrer, der uns entgegen kam, die Einschätzung zu hören. Anscheinend würden im Schnitt 6 Menschen pro Jahr umkommen, weil sie mit ihren Autos in die Tiefe stürzen. Erst gerade im Juli war der letzte Unfall. Die Autowracks könne man noch liegen sehen, da nur die Körper geborgen werden. Mit unserem Fahrzeug sollten wir es aber schaffen, sagte er, solange wir nicht ins Rutschen kommen. Das konnte ja heiter werden. 

Schon bald kamen die ersten relativ hohen Felsstufen, welche bezwungen werden mussten. Wir wussten aber, dass es nicht DIE Felsstufen waren, von denen alle redeten, denn kurz vorher müsste noch die letzte Möglichkeit zum Wenden kommen. Die nutzten wir, um uns den kommenden Wegabschnitt zuerst zu Fuss unter die Lupe zu nehmen. Meine Güte! Der Höhepunkt war eine in den Fels gesprengte, scharfe Kurve. Über hohe Stufen, welche von losem Geröll bedeckt wurden, musste man geradeaus auf den fast senkrechten Abhang zufahren, um dann im letzten Moment an einer Felswand entlang dem „Weg“ um die Kurve zu folgen und somit dem ersten Tod zu entrinnen. Und da wollten wir wirklich durch? Nicht wirklich, dachten wir. Ein paar Jeep-Fahrer kamen vorbei. Sie hätten den Weg schon ein paar Mal gemacht. „You’ll be fine!“, meinten sie. Wenn aber unsere drei Tonnen erst mal ins Kippen oder Rutschen kommen, ist nicht mehr zu spassen. Als uns ein älterer Texaner anbot, wir könnten ihm nachfahren, nahmen wir allen Mut zusammen und sassen wieder ins Auto. Unser Guide machte seinen Job super! Er fuhr so langsam, dass man es fast nicht mehr als fahren bezeichnen konnte, und wartete immer nach kurzen Abschnitten, damit wir auch ja keinen Teil seiner vorgefahrenen Route verpassen würden. Nur auf seine Hinterräder und nicht auf den Abgrund konzentriert meisterten wir zuerst die Stufen, dann die Haarnadelkurven. Beim traumhaften Wasserfall wurden zum Schluss noch Erinnerungsfotos gemacht. Sonst machten wir das nicht, aber vom Black Bear Pass mussten wir uns den Sticker kaufen, denn wir haben überlebt! Dass meine etwas dramatischen Ausschmückungen nicht übertrieben sind, glaubt man vielleicht erst, wenn man auf Youtube ein paar Videos gesehen hat. 

Nach einer Nacht im hippen Outdoor-Ort Telluride, wagten wir uns an unseren letzten Pass in diesem Gebiet. Der Imogene Pass war nicht so anspruchsvoll wie der Black Bear Pass, die Aussicht aber ebenfalls wunderschön. In der Schweiz Amerika’s, in Ouray, gönnten wir uns ein feines Glace und kauften uns endlich ein Cover für unser Reserverad. Nach ein paar Tagen auf 3000 bis 4000 m ü. M. verliessen wir die Bergregion Richtung Grand Junction. 

In Grand Junction liessen wir die Klimaanlage reparieren (schon nach zwei Tagen war sie aber wieder kaputt…), füllten unsere Vorräte und hatten ein Rendez-vous mit dem Bären. Mussten wir uns vor diesem Treffen fürchten? Ganz und gar nicht! Mehr dazu im nächsten Bericht aus Utah, dem Land der roten Felsen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Inge vo Rieche (Dienstag, 06 Oktober 2015 10:34)


    Hallo ihr Zwei,
    es fehlen mir die Worte um diese überwältigenden Eindrücke eurer Aufnahmen zu beschreiben. Wie ist unsere
    Welt doch schön, und stellenweise noch so einsam und leer!! Danke, dass ihr mich teilhaben lasst. Beim Black Bear
    Pass wurde mir beim Anschauen mulmig.Bleibt weiter besonnen und mutig, und BEHÜTET ! Inge

  • #2

    Marianne Keller (Donnerstag, 15 Oktober 2015 22:15)

    Hello adventurer
    War u spannend, euer Bericht über eure Black Bear- und anderen Passfahrten, thank you so much!
    Und der Spruch " You don't have to be crazy... but it helps" ist gut. Kann immer wieder passen!
    Beim Bilder schauen dachte ich paar mal: "Läck mir!! ui nääi"
    Zum Glück seid ihr "safe and sound" unten angekommen!
    Ganz cool finde ich eure Statistik, spannend für Daheimgebliebene!
    Ganz liebe Grüsse nach Amerika!
    Marianne

Über Colorado


Als Teil der Mountain States von der Gebirgskette der Rocky Mountains durchzogen, ist Colorado mit einer mittleren Höhe von 2073 Metern der höchstgelegene Bundesstaat der USA. Es ist gesegnet mit der dichtesten Konzentration an hohen Gipfeln - viele über 4000 m hoch. Einen der Viertausender kann man sogar mit dem Auto auf einer geteerten Strasse "erklimmen", den Pikes Peak. Vor allem die Region um Silverton ist für die tollen Offroad-Strecken berühmt, von denen wir natürlich einige ausprobieren wollen.


Hier kannst du noch mehr über Colorado erfahren.


In Colorado gibt es warme, teils heiße Sommer und kalte, schneereiche Winter (kontinentales Klima). Vor allem der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist teilweise extrem. So kann es im Sommer trotz hoher Tagestemperaturen nachts empfindlich kalt werden. Die Niederschläge (jährlich ca. 400–500 mm) sind auf das ganze Jahr verteilt, mit leichtem Übergewicht im Sommer, wobei die Luft dann mit 50 % Luftfeuchtigkeit meist sehr trocken ist.