Wyoming

Von den gelben Steinen zu den Dinosauriern


2. bis 14. September 2015

Yellowstone Nationalpark – Cooke City – Chief Joseph Scenic Byway über Dead Indian Pass – Powell – Cody – Fishing Bridge (Yellowstone NP) – Grand Teton Nationalpark – Jackson – Alpine – Montpelier – Paris – Garden City – Cache National Forest – Evanston – Uinta-Wasatch-Cache National Forest – Fruitland – Duchesne – Vernal – Dinosaur National Monument

1765 km

gefahrene Route durch Wyoming und angrenzende Staaten
gefahrene Route durch Wyoming und angrenzende Staaten

Wow! wie Yellowstone Nationalpark


Über den Westeingang des Parkes kamen wir in eine andere Welt! Der Park ist schlicht atemberaubend! Im Jahre 1872 wurde er als erster Nationalpark gegründet und ist somit der älteste Nationalpark der Welt. Der Park liegt zu weiten Teilen in der Caldera (Krater) des Yellowstone-Vulkans, die Magmakammer liegt in mehr als 8 Kilometern Tiefe. Sie ist rund 80 Kilometer lang, 40 Kilometer breit und 10 Kilometer mächtig. Damit zählt der Yellowstone-Vulkan zur Gruppe der Supervulkane. Er ist der grösste Supervulkan auf dem amerikanischen Kontinent. Hoffen wir mal, dass er nie ausbricht… Der Yellowstone Nationalpark ist berühmt für seine vulkanogene Landschaft mit Geysiren, Fumarolen, Schlammtöpfen und heissen Quellen. Im Park gibt es über 300 Geysire. Einiges zu sehen also.

Der Firehole Canyon Drive bot als Einstieg schöne Wasserfälle. Ein erster Höhepunkt war das Lower Geyser Basin. Auf dem Weg dahin konnten wir dann auch gleich eine Bisonherde beobachten. Es gab einen wunderschönen Rundgang vorbei an blubbernden Schlammlöchern, dampfenden Wasserbecken in allen Regenbogenfarben und spukenden Geysiren. Der Zufall meinte es gut mit uns und der Fountain Geysir brach tatsächlich gerade aus! Was für ein Schauspiel der Natur! War ja klar, dass genau jetzt der Kameraakku leer sein musste… Aber vor lauter Staunen blieb eh keine Zeit zum Fotografieren. Als nächstes knabberten wir einen Zvieri beim Great Fountain Geyser und bestaunten die Grand Prismatic Spring. Auf dem Grant Village Camping genossen wir eine herrliche Dusche (unbegrenztes heisses Wasser hat man nur selten…). Wir bekamen ohne Probleme am Abend noch einen freien Campingplatz. Vom Yellowstone hört man die schlimmsten Geschichten, man müsse Wochen im Voraus reservieren und werde am morgen früh von anderen Touristen aus dem Schlaf geklopft, weil sie einem sogar Geld bieten, um den Stellplatz für den Abend zu bekommen… 

Am Abend wurde es kalt, wir waren schliesslich auf ca. 2500 m ü. M. Nichts desto trotz besuchten wir den Rangertalk. Der unterhaltsame und humorvolle Ranger erzählte etwas über die Geschichte der Wildtiere im Park. Zu Beginn wurden alle Jäger und Fleischfresser, Pelikane inklusive, ausgerottet. Nur der Bär durfte bleiben, er wurde als Touristenmagnet benutzt. Es wurden Lunch Counters eingerichtet, wo der Abfall entsorgt und somit den Bären zum Fressen serviert wurde. Man konnte die Bären sogar aus dem Auto füttern. Unfassbar… Mit der Zeit änderte sich die Ansicht darüber, was Wildtiere sind. Bären durften nicht mehr gefüttert werden, es wurden wieder Wölfe angesiedelt, Fischen wurde reguliert usw. Es war extrem spannend.

Am nächsten Morgen wollten wir uns den Old Faithful Geyser anschauen. Beim Black Sand Basin war ein Duro mit SZ-Kennzeichen parkiert. Nichtswieweg.ch kannten wir aus dem Internet. Die Besitzer liessen nicht lange auf sich warten. Wir schwatzten lange mit Anita und Roger, welche schon viel Reiseerfahrung haben. Zum Glück bricht der Old Faithful alle 60 bis 90 Minuten aus, so konnten wir getrost ein paar Ausbrüche verpassen. Der düsenförmige Geysir ist einer der bekanntesten der Welt. Zwischen 14‘000 und 32‘000 Liter Wasser werden pro Eruption ausgestossen. Dieses Ereignis wird von zahlreichen Touristen bestaunt. Doch auch der Rest des oberen Geysir-Beckens gab einiges her. Bevor wir die Geysir-Gegend verliessen, wollten wir uns die heissen Quellen direkt am Yellowstone Lake nicht entgehen lassen. 

Der Nationalpark hat nicht nur vulkanogene Sehenswürdigkeiten, sondern auch den Grand Canyon of the Yellowstone zu bieten. Nicht so gross wie sein bekannterer Namensvetter, aber nicht minder beeindruckend mit zwei riesigen Wasserfällen, welche im Canyon in die Tiefe stürzen. Es blieb einem die Spucke weg! Durch die wunderschönen Hayden und Lamar Valleys verliessen wir den Park fürs erste. Ich wiederhole mich, aber es war umwerfend!

Offroad- und Dusch-Empfehlungen aus dem Internet


Goose Lake Trail und Umgebung
Goose Lake Trail und Umgebung

Das Expedition Portal mag den Offroad-Begeisterten unter euch vielleicht ein Begriff sein. Über diese Plattform hat Lukas viele Trails gefunden, welche wir fahren möchten, einer davon der Goose Lake Trail nördlich vom Yellowstone. Von Monte bekamen wir nicht nur die Koordinaten für besagten Track, sondern auch die Adresse seiner Mutter, welche in der Gegend wohnt. Wir dürfen gerne bei ihr Duschen und Waschen, sagte Monte. In Cooke City, einem authentischen Städtlein, schleckten wir hausgemachtes Glacé und machten uns dann offroad auf in die Berge. Auf 2700 m ü. M. fanden wir einen Nachtplatz auf einer Waldlichtung. Ich war gerade am Zähneputzen, als Lukas sagte, er habe einen schwarzen Schatten hinter die Bäume nur ein paar Meter entfernt von uns huschen sehen. Ja klar… Ich putzte unbeirrt weiter. Er beharrte aber darauf und ich musste meine Zahnbürste ausschalten. Es begann schon langsam zu dämmern, aber tatsächlich, da sass ein grosser Bär ca. 15 Meter von uns entfernt hinter einigen Bäumen und machte sein Bear Thing. Wir packten schnell alles ins Auto. Noch schneller ging das Packen, als der Bär drei grosse Sprünge in unsere Richtung machte. Die wilden Bären sind nämlich extrem flink und überhaupt nicht schwerfällig, wie diejenigen im Bärengraben in Bern. Geschützt von Scheibe und Metall versuchten wir zu sehen, was unser tierischer Nachbar am Machen war, es wurde aber schnell zu dunkel. Phu, zum Glück schlafen wir nicht im Zelt…

Den nächsten Tag verbrachten wir damit, von einem Berg zum anderen zu fahren. Fast jeden Gipfel konnte man auf einer Piste erklimmen. Die Aussicht war herrlich. Schade, dass es bald zu regnen begann. Der Goose Lake Trail – als „only 4x4 Jeep Trail“ gekennzeichnet – stellte Baghira vor eine Herausforderung. Da wir genau am Labour-Day-Wochenende unterwegs waren, wimmelte es nur so von ATVs. Unfassbar! In der Schweiz wäre das alles undenkbar. Bis zum Goose Lake schafften wir es nicht, wollten es auch nicht herausforndern, da uns die ATV-Fahrer davon abrieten, vor allem bei diesen nassen Verhältnissen. Und immerhin waren wir nicht nur mit unserem Auto, sondern mit unserem Zuhause unterwegs. Den regnerischen und kalten Abend schlugen wir uns in den Kaffees und Pubs von Cooke City um die Ohren. 

Der Chief Joseph Scenic Byway sollte uns Richtung Powell zu Monte’s Mutter bringen. Ich habe erst gerade so vom Yellowstone geschwärmt, muss es jetzt aber schon wieder machen. Zuerst ging es durch Wälder an Flüssen entlang, dann den Dead Indian Pass hinauf. Auf der anderen Seite erwartete uns eine wüstenähnliche Ebene. Es war warm, gab Sand, roten Fels und Kakteen. Wow! Von den Bergen direkt in die Wüste. Wir waren hin und weg von dieser schönen Strecke. Und wie immer, wenn uns eine Landschaft aus den Socken haute, schauten wir auf unseren Detailkarten auf dem iPad, ob wir eine Piste direkt quer durch finden konnten. Und wie fast immer fanden wir auch hier eine. Wahnsinn! Wie eine Oase lag Powell mitten in dieser trockenen Landschaft. Monte’s Mutter, Megan, hatte ein schönes Haus mit grünem Garten. Sie wusste wie der Hase läuft, wir waren nicht die ersten Internetfreunde, die von Monte zu ihr eingeladen wurden :) Nach einem Glas Wasser in der Garten-Lounge durften wir solange duschen, wie wir wollten und all unsere Wäsche in einer mal wieder guten Waschmaschine waschen. Am Abend lud sie uns mit ihrer Schwester und Tochter in ein cooles Restaurant in Cody ein und wir durften im Hinterhof neben Monte’s aufgemotztem Tacoma schlafen. Thanks a lot for the great evening, Megan! Not only the shower, but also the conversations were nice.

Durch den Westen Wyomings


Die nächste Nacht verbrachten wir im Buffalo Bill State Park direkt am grossen Stausee, welcher die ganze Gegend dahinter mit Wasser versorgt. Es grauste uns davor, wieder zurück in die Kälte zu fahren, wir wollten uns den Grand Teton Nationalpark aber nicht entgehen lassen. Es gefiel uns zwar gut, jedoch nicht so gut, dass wir dort übernachten wollten :) So fuhren wir weiter nach Alpine auf einen super Camping. Super bedeutet, es gibt gutes Wlan direkt am Stellplatz, es ist billig (unter 20 Dollar) und es gibt heisse Duschen, welche man ohne Münzen einwerfen zu müssen benutzen kann. Das Beste an diesem Camping war aber James und sein kleines Hündlein Roxy. James stand mit seinem Van direkt neben uns. Im Gegensatz zu uns, hatte er alles dabei, was man sich nur vorstellen konnte. Auf dem Dach das Mountainbike und das Rennrad, zwei kleine Kajaks und ein aufblasbares Zweier-Raft-Boat, welches man auch zum Segelboot umfunktionieren kann, auf dem Anhänger ein Töff, im Auto eine Küchenausrüstung, welche aus Dampfkocher, Reiskocher, Wasserkocher, Grill, Gaskocher… bestand. 

Was am nächsten Tag passierte, gab es bis jetzt auf der Reise noch nie! Lukas und ich waren für länger als 5 Minuten getrennt. James lud uns auf einen Raft auf dem Snake River ein, da ich aber schon beim Kayak fahren seekrank wurde, wollte ich lieber auf sein kleines Hündlein aufpassen. Es wäre zwar nicht ihr erster Raft gewesen. James hat extra eine kleine Schwimmweste dabei für Roxy. Ich fuhr die beiden mit dem grossen Van den Fluss hinauf an eine Bootsrampe. Mit etwas mulmigem Gefühl im Bauch ging die Fahrt los. Es gab zwar keine riesigen Stromschnellen unterwegs, es reichte aber durchaus aus, um plitschnass und fast aus dem Boot geworfen zu werden. Ich bekam von all dem nichts mit, sondern genoss eine ruhige Stunde mit Roxy auf einem Felsen am Fluss. Ich habe mich richtig verliebt in die Kleine. Nach einer Weile konnte ich James und Lukas zuwinken, als sie in ihrem Boot vorbeispritzten. Etwas weiter unten holte ich die beiden wieder ab. Auf dem Camping wurden wir von James zum Znacht eingeladen und er bekochte uns von A bis Z. Es war mmmmmh! It was awesome! Thank you so much James and pet Roxy a bit for me! 

Am nächsten Morgen halfen wir James noch ein bisschen beim Packen, bei so viel Ausrüstung dauert das länger als bei uns. Dann verabschiedeten wir uns und fuhren Richtung Süden. Da wir in einer guten Woche einen Termin in der Nähe von Denver haben, wollten wir das so entstandene Zeitfenster für einen kleinen ersten Abstecher nach Utah nutzen.

Durch Wald und Sand im nördlichen Utah


unsere gefahrene Route im nördlichen Utah
unsere gefahrene Route im nördlichen Utah

Durch die Ortschaften Geneva, Montpelier, Bern und Paris fuhren wir an den Bear Lake. Bären gab es keine, dafür aber einen feinen Raspberry Shake. Danke für den Tipp, James :) Auf unserem iPad haben wir zahlreiche Offroad-Tracks, welche Lukas vorab eingespeist hatte. Im Cache National Forest fanden wir traumhafte Wege durch den leuchtend gelben Wald auf Wegen mit Sand so fein wie Mehl. Dumm nur, wenn die Klimaanlage kaputt ist und man darum mit offenen Fenstern fahren muss. Am Abend war alles rot gepudert… 

In Evanston füllten wir die Vorräte auf. Da wir die Regenjacken nun in der Dachbox versorgen konnten, haben wir noch mehr Platz für Trinkwasser. Wir bringen 6 Gallonen Wasser unter, dies sind über 20 Liter. Nach einer Nacht auf einem lauten Campingplatz – man muss ja schliesslich mal wieder duschen – ging es in den Uinta-Wasatch-Cache National Forest. Die nächste Nacht konnten wir dafür an einem schönen See verbringen, welchen wir am Morgen über eine knackige Piste verliessen. 

Das Dinosaur National Monument liegt auf der Grenze zu Colorado. Dinosaurier-Überreste gibt es aber nur auf der Utah-Seite, wie uns die nette Dame im Visitor Center stolz erzählte. So fuhren wir von Jensen aus ein paar Meilen nach Norden zur Quarry Exhibit Hall. Im Jahre 1909 entdeckte Earl Douglas hier unzählige Körperfossilien von Dinosauriern. In der Folgezeit wurden Tausende von Einzelknochen und einige gut erhaltene Skelette ausgegraben. Die Halle überdeckt einen Hügel, welcher übersät ist mit Fossilien, zur Jurassic-Zeit war hier ein Fluss. 

Ob wohl die Colorado-Seite auch mit versteckten Schätzen auftrumpfen kann? Wir werden es herausfinden! 

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Kommentare: 5
  • #1

    Günter und Ruth (Samstag, 19 September 2015 10:08)

    Bewundernswert ist schlicht maßlos untertrieben aber mir fällt kein anderes Wort dazu ein.
    Wie Ihr das geplant, erarbeitet und durchführt, ist wirklich großartig.
    Die Reiseberichte und Bilder geben einem das Gefühl bei der Reise
    als blinder Passagier dabei zu sein.
    Die Informationen zu den Gebieten u. Länder sind faszinierend.
    Freue mich immer sehr wenn ein neuer Bericht im Mail erscheint.
    Was Ihr gemeinsam macht u. erlebt ist für mich der eigentlichen Reichtum im Leben.
    Weiterhin eine tolle, erlebnisreiche und sichere Tour.
    Vielen Dank
    Gruß, Günter u. Ruth

  • #2

    Tom (Samstag, 19 September 2015 18:24)

    Erinnerungen an unsere Veloreise: 1991 kamen wir von Süden zu Jackson Hole, Grand Tetons, Yellowstone. Die Bilder wecken Erinnerungen. - Goose Lake Trail: Na also! Mal ein bisschen was Knackiges. - Eure Fake Plates: immer wieder cool anzuschauen. - Bin schon gespannt auf die Bilder von Moab. Go for it!
    Grüsse, T&T

  • #3

    Grova (Montag, 21 September 2015 22:54)

    Wie immer tolle Berichte. Wir waren vor ca 40 Jahren im Yellowstone Park. Sitzplätze bei den Geysire gab es nicht dafür konnte man Bärenfutter kaufen. Ich erinnere mich an eine Strasse mit Ausstellplätzen da hatte es viele Bären auf der Strasse die für Futter bettelten. Es gab Touristen die ausstiegen um ein besseres Foto zu kriegen obwohl die Rangers das ausdrücklich verboten hatten. Es gab auch Tote wie sie uns sagten. Wir hatten Angst weil die Bären sich am Auto aufrichteten und ich denke ein Pratzenschlag hätten genügt die Scheibe zu zertrümmern. Wegfahren konnte man nur im Schritttempo wollte man keinen Bären überfahren.

  • #4

    d`Inge vo Rieche (Mittwoch, 23 September 2015 21:50)


    es ist schlicht umwerfend, was ihr uns in die Stube liefert. Vielen, vielen Dank für Berichte und Kommentare.
    Sie sprudeln vor Begeisterung und Glück. Mir wurde beim Anblick der "Trail - Passage" ehrlich flau in der
    Magengegend.

  • #5

    Megan Nickles (Mittwoch, 30 September 2015 23:30)

    It was great having you! Thank you for stopping and sharing your adventure with us.

Über Wyoming


 Mit etwa einer halben Million Einwohnern ist Wyoming der bevölkerungsärmste Bundesstaat und hat nach Alaska die geringste Bevölkerungsdichte. Auf 253.336 km² findet man jede Menge Einsamkeit. Das Land steigt von den Great Plains im Osten zu den Rocky Mountains hin an. Die Nordwestecke ist die Heimat der sagenhaften Yellowstone und Grand Teton National Parks. Wyoming steht bei der Kohleproduktion der USA an Nummer eins und hat ausserdem jede Menge Erdgas, Rohöl und Diamanten. 


Erfahre hier noch mehr über Wyoming.


 Hier herrscht ein streng kontinentales Klima, das sich durch heiße Sommer, kalte Winter und geringe Niederschläge auszeichnet. Die relativ hohe Lage weiter Teile des Landes (es gibt kaum Gegenden, die unter 1000 m Seehöhe liegen) gepaart mit südlicher Lage und trockener Luft, sorgt für starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.