Kolumbien - Zentrale Kordilleren

Unterwegs in den zentralen Kordilleren


6. bis 17. Februar 2016

Ibagué – Salento – Ibagué – Espinal – Desierto de la Tatacoa – Neiva – La Plata – San Andres de Pisimbala – Popayan – Chachagui – Pasto – Las Lajas – Ipiales

1073 km auf dieser Etappe

Gefahrene Route durch die zentralen Kordilleren
Gefahrene Route durch die zentralen Kordilleren

Im Valle de Cocora


Von Ibagué fuhren wir auf der kurvigen Hauptstrasse nach Cajamarca. In ein paar Jahren soll die Strasse zweispurig je Fahrbahn sein, im Moment leider noch nicht. Bei den vielen Kurven war es fast unmöglich, die langsamen Lastwagen zu überholen, welche sich mit 15 km/h den Berg hinaufquälten. So waren wir froh, in Cajamarca auf eine kleine Schotterpiste abzubiegen, welche uns durch die Berge nach Salento brachte. Die Fahrt war ein absolutes Highlight! Die Piste, welche wir uns nur mit ein paar vereinzelten Reitern und Motorradfahrern teilen mussten, führte durch eine traumhaft schöne Landschaft. Die Berge waren grüner als grün. Wir fuhren durch Nebelwälder und sahen viele Wachspalmen daraus hervorragen. Wachspalmen sind nicht aus Wachs, obwohl der Name es vermuten lassen könnte, sie werden aber mehrere 100 Jahre alt und bis zu 60 Meter hoch. Sie wachsen nur in wenigen Bergregenwäldern auf Höhen zwischen 2000 und 3000 Metern und gelten als gefährdete Pflanzenart. Genug der Fakten, es war traumhaft schön und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

In Salento angekommen, traf uns fast der Schlag. Klar, es war ein Sonntag, aber die Strassen waren so voll, wir konnten kaum durchfahren und fühlten uns wie auf einem Jahrmarkt. Zum Glück war unser Campingplatz ein bisschen ausserhalb. Das war wohl eine der schönsten Aussichten, die wir je von einem Campingplatz aus hatten. Und wer stand da schon parkiert? John und Paula aus Kalifornien. Daneben stand das Zelt von Jessica und Jesse. Die beiden Kanadier wollten eigentlich durch Südamerika backpacken, entschieden sich aber nach der ersten Busfahrt, ein Motorrad zu kaufen. 

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Brot backen, Yoga machen und Aussicht bestaunen. Da uns die Piste nach Cajamarca so gut gefallen hat, fuhren wir sie gleich noch einmal und Paula, John, Jessica und Jesse schlossen sich uns an. Den Rest Kolumbiens werden wir gemeinsam im Konvoi bereisen. Was für ein Spass! 

Desierto de la Tatacoa


Nach einer weiteren Nacht in Ibagué fuhren wir Richtung Südosten weiter in die Tatacoa-Wüste. Nicht ganz überraschend war es aber so heiss, dass wir es nicht lange aushielten. Die Fahrt war sehr schön und führte durch schöne, rötliche Sandformationen, die uns ein kleines bisschen an Utah erinnerten. Eigentlich ist diese Wüste für seine wunderschönen Sternenhimmel berühmt. Leider, leider war es aber bewölkt! Da nützten auch die Teleskope vom Observatorium nicht viel. 

Tierradentro


Nach einer heissen und darum eher unangenehmen Nacht wollten wir schnellstmöglich wieder in die Berge zurück. In der Region Tierradentro sahen wir uns eine der wichtigsten archäologischen Fundstätten Kolumbiens an. Der archäologische Park ist UNESCO-Weltnaturerbe und wird von zahlreichen unterirdischen Grabanlagen durchzogen, die aufgrund ihrer Grösse und der Treppenzugänge einzigartig in Südamerika sind. Oberirdisch gibt es mehrere in Stein gehauene Figuren. Die Grabkammern und Figuren gehen wahrscheinlich auf die Tierradentro-Kultur zurück, eine Ackerbaukultur mit einem hoch entwickelten Totenkult. Über die Kultur ist wenig bekannt. Charakteristisch sind die über fünf Meter tief in den Fels getriebenen Schachtgräber. Diese unterirdischen Stätten dienten der Aufbewahrung von Urnen. Die Wände, der am besten erhaltenen Kammern, sind mit geometrischen Mustern in weiss, schwarz und rot bemalt. In den Seitennischen der Grabkammern wurden bis zu 100 Urnen gefunden. Einige der Keramikurnen bargen Goldschmuck, der auf Grabbeigaben schliessen lässt. Diese gingen jedoch grösstenteils durch Plünderung verloren. (Danke Wikipedia) Die Wanderung ging steil den Berg hinauf. Wir besichtigten drei der Stätten (Segovia, El Duende, El Tablón). Die Gräber waren beeindruckend, die Treppenstufen extrem hoch und steil, so dass wir am nächsten Tag Muskelkater hatten. 

Da wir das kolumbianische Essen langsam aber sicher nicht mehr sehen (geschweige denn essen) können, waren wir froh, ab und zu selber zu kochen. Das BBQ an diesem Abend schmeckte besonders gut. Es gab sogar Toffifee zum Dessert, welche wir in einem Supermarkt hier gefunden hatten.

Auf einer meist schmalen Piste ging es noch höher in die Berge. Der zweite Teil der Piste war zum Glück frisch betoniert und wir kamen schneller vorwärts. Im vielgelobten Popayan, welches uns nicht aus den Socken haute, schliefen wir in einem lauten Hotel. Viel besser gefiel uns unser nächster Übernachtungsplatz in Chachagui im Garten eines schönen Hostels. Der Rest des Konvois blieb darum auch gleich zwei Nächte dort. Wir brauchten gutes Internet und fuhren darum nach Pasto und quartierten uns im teuersten Hotel ein, wo wir umgerechnet ca. 45 Dollar für die Übernachtung bezahlten. Warum gutes Internet? Ich hatte ein Vorstellungsgespräch via Skype am nächsten Tag. Das Gespräch verlief super und ich freue mich sehr darüber, sagen zu können, dass ich im Sommer eine 1. Klasse übernehmen werde :) 

Die letzten Kilometer in Kolumbien


Das Wetterglück verliess uns für die letzten Tage in Kolumbien, eine letzte Sehenswürdigkeit wollten wir uns aber nicht entgehen lassen. In Las Lajas kurz vor der Grenze zu Ecuador wurde eine Wallfahrtskirche über einen Fluss in einer Schlucht gebaut. Was für ein Anblick! Die Kirche wurde nach einer mythischen Erzählung erbaut. Und zwar befand sich im Jahre 1754 eine Dienstmagd namens Juana Meses de Quiñones zusammen mit ihrer taubstummen Tochter auf dem mühsamen, anstrengenden Weg durch die einsame Schlucht, als Sie auf einmal durch ein schlimmes Gewitter überrascht wurde. Laut der Sage soll auf einmal eine Heilige erschienen sein, sich aus einer düsteren Wolke zu einer Person verwandelt haben und zu der Mutter mit ihrem Kind gesprochen haben. Von diesem Moment an war die Tochter geheilt und sie konnte sprechen und hören. Genau an der Stelle, wo dieses Wunder geschehen sein soll, wurde im Jahre 1803 mit dem Bau einer ersten Kapelle begonnen. Die eigentliche Kirche wurde zwischen 1916 und 1946 fertig gestellt. Jedes Jahr reisen Millionen an Pilgern an diesen speziellen Ort und hinterlassen Ihre Danksagungen in Schrifttafeln. 

Durch Regen und Nebel nahmen wir die letzten Kilometer zu Grenze Rumichaca unter die Räder. Auf der kolumbianischen Seite mussten wir zuerst die Einfuhrpapiere für unsere Fahrzeuge abgeben, anschliessend den Ausreisestempel in unserem Pass machen lassen. Wir wechselten unsere letzten Pesos in US-Dollar, die Währung von Ecuador, und fuhren über die Brücke nach Ecuador. Dort mussten wir eine Weile für die Einreise anstehen, da gerade ein Bus voller Backpacker angekommen ist, danach bekamen wir aber zügig die Einreiseerlaubnis für 90 Tage. Die Einfuhr des Fahrzeuges dauerte gut 20 Minuten, klappte aber ebenfalls gut. Nach zwei Stunden nahm unser Konvoi die ersten ecuadorianischen Kilometer unter die Räder. Was wir im neuen Land alles erleben werden, kannst du in unserem nächsten Bericht nachlesen.

Goodbye Kolumbien


30. Dezember 2015 bis 17. Februar 2016 – 50 Tage in Kolumbien

3647 km (im Schnitt täglich ca. 91 km, wenn man die 10 Tage ohne Auto abzieht)

knapp 90 h reine Fahrzeit (im Schnitt täglich ca. 2.25 h, wenn man die 10 Tage ohne Auto abzieht)

knapp 40‘000 Höhenmeter

Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 40 km/h

gefahrene Route durch Kolumbien
gefahrene Route durch Kolumbien

Kolumbien hat uns beiden extrem gut gefallen, weswegen wir auch länger geblieben sind als gedacht. Das Wetter war mehrheitlich gut. An der Küste und in den Tälern war es teilweise fast zu warm, in den Bergen war es super angenehm. Wir fühlten uns immer sicher. Überall gibt es Militärposten, zeigen sie mit dem Daumen nach oben, weiss man, dass man beruhigt weiterfahren kann. Die Kolumbianer sind super nett und hilfsbereit!

 

Das Land ist in einem grossen Wandel, von der gefährlichen Drogenhochburg hat es sich zu einem wunderschönen Reiseland entwickelt. Schotterpisten werden geteert resp. betoniert, stark befahrene Strassen werden mehrspurig gemacht. Überall findet man Hostels oder Hotels. Die grossen Städte haben Supermärkte, wie wir sie kennen. Überall gibt es frisches Obst zu kaufen. Es lebt sich sehr billig hier. Den Wocheneinkauf macht man für 30 Fr., ein Mittagessen inkl. Suppe und Getränk gibt es z.T. für unter 2 Fr., für ein Hotelzimmer blättert man weniger als 20 Fr. hin. An vielen Orten findet man Internet und es wird Werbung gemacht: „Ya vive digital!“

 

Über die Fahrkunst der Kolumbianer haben wir die schlimmsten Geschichten gehört. Wir haben es aber anders erlebt. Klar werden hier die Verkehrsregeln ein bisschen offener ausgelegt als in der Schweiz, dies hat Lukas total zugesagt. Es wird nicht gerast und auch nicht zu riskant überholt. Wir haben keinen einzigen Unfall gesehen. In den Kurven muss man zugegebenermassen wachsam sein, da es durchaus vorkommen kann, dass ein LKW auf beiden Spuren entgegenkommt. Das Fahren hier hat Lukas Spass gemacht :) Alle paar Kilometer gibt es Mautstellen auf den grossen Strassen. Im Ganzen haben wir ca. 300‘000 Pesos, umgerechnet ca. 90 Fr. bezahlt. In den Gebühren inbegriffen sind aber Abschleppservice und eine Ambulanz, was wir aber zum Glück nie in Anspruch nehmen mussten.

 

Kolumbien hat sich für uns als wahre Schatztruhe herausgestellt und wir würden jederzeit wieder hierherkommen! Es gäbe noch viel mehr zu entdecken und schöne Orte zum Verweilen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Inge Wenk (Freitag, 19 Februar 2016 22:08)

    Hallo, Ihr Lieben,
    wunderbare Landschaften habt ihr wieder eingefangen, und ich habe an der "grossen weiten Welt" geschnuppert!!
    Danke für die Möglichkeit. Bin auch glücklich dass ihr wieder fit seid. Super Melanie, konntest Du schon Deine
    nächste Arbeitsstelle sichern. Habt weiterhin eine gute Fahrt, wertvolle Begegnungen,bleibt gesund und behütet.
    Herzlich, Inge

  • #2

    Marianne (Samstag, 20 Februar 2016 15:17)

    Hola! Danke für erneut spannende "Post"!
    Ich würds so zusammenfassen: viel grünes Bergland, neue Freunde, heiss, komische Kühe und Hunde, wunderbare Pflanzen, aber auch Kultur, spezielle Kirche und Museum..... UND obendrauf noch eine Stelle! In reicher Gemeinde???? Gratuliere jedenfalls dazu!
    Man spürts: euch hats ausserordentlich gefallen in Colombia!
    Bis zum nächsten Mal M.