Peru - der Norden

Um Chachapoya und in den Cordillera Blanca


4. bis 15. März 2015

La Balsa – San Ignacio – Jaén – Bagua Grande – Cocachimba – Colcamar – Kuélap – Leymebamba – Celendín – Cajamarca – Cajabamba – Huamachuco – Pampas – Pallasca – Chuquicara – Caraz – Laguna Parón – Huaraz – Conococha – Huánuco

1824 km

Unsere gefahrene Route im Norden von Peru
Unsere gefahrene Route im Norden von Peru

Bei den Wolkenmenschen


Nach unserem fulminanten Einstieg in Peru (siehe vorheriger Bericht „24 – Twenty Four im Norden Perus“) ging es zum Glück nicht jeden Tag so weiter. Wir gewöhnten uns auch langsam an die Peruaner und fühlten uns bald wohl im Land. Nach dem Gocta-Wasserfall wollten wir uns gerne die Sarkofarge in Sholón anschauen gehen. Im winzig kleinen Bergdörflein Colcamar halfen uns nette ältere Leute. Es sei ca. eine fünf stündige Wanderung. Und klar, dass es zu regnen begann wie in Strömen und die Wege sich in ein Schlammbad verwandelten. Ein bisschen enttäuscht drehten wir um und fuhren weiter. Ruinen sollten wir heute trotzdem noch zu Gesicht bekommen.

In Nuevo Tingo bogen wir erneut auf eine Schotterpiste ab. Diese führte uns 1.5 Stunden den Berg hinauf auf einem schlechten schlammigen Weg, welcher so viele Schlaglöcher hatte, dass man sich kaum entscheiden konnte, in welches man fahren soll. Das Wetter war noch immer schlecht. Aber Kuélap kann man sich nicht entgehen lassen. Fast 3.000 Meter über dem Meeresspiegel errichteten die Chachapoya – die Wolkenmenschen  ihr gigantisches Bauwerk. Mit Muskelkraft, simplem Werkzeug und Holzgerüsten entstand vor rund 1.200 Jahren die Festung, welche auf ihren drei Stockwerken über 300 einzelne Häuser beherbergte. Über sechs Hektar erstreckt sich die Festung mit ihren Wachtürmen, den bis zu 20 Meter hohen Mauern und runden Wohnhäusern. Heute vergleichen Archäologen die Überreste des Bauwerkes mit der berühmten Inka-Stadt Machu Picchu. Erforscht ist die Anlage bislang kaum. Im Moment wird eine Gondelbahn gebaut, welche diesen Sommer fertiggestellt werden soll, um danach mehr Tourismus zu ermöglichen. Wir genossen es also umso mehr, die grosse Anlage fast alleine entdecken zu können.

Beeindruckt holperten wir den Weg wieder hinunter. Im Museum in Leymebamba erfuhren wir noch mehr über die Chachapoya-Kultur und konnten 200 Mumien bewundern, welche in der Nähe beim Kondorsee gefunden wurden.

Kurven, Kurven, Kurven...


Dass es in Peru vielen Kurven gibt, wussten wir. Dass es aber sooooo viele Kurven sind, hätten wir nicht gedacht! So brauchten wir für die 150 km vom Leymebamba nach Celendín fast fünf Stunden. Zuerst ging es hoch auf 3600 m ü. M., wo wir nur noch 10 Grad und Regen hatten, dann ging es runter auf 1000 m ü. M., wo wir bei 30 Grad und Sonnenschein Kakteen bewundern konnten, dann ging es wieder hoch, dann wieder runter… Eine Kurve nach der anderen kämpften wir uns vorwärts. Was Luftlinie ein Katzensprung wäre, zog sich viele Kilometer hin. In den Bergen Perus zu fahren ist echt anstrengend! Ziemlich erledigt kamen wir in Celendín an. Wir waren begeistert von den Hüten der Einheimischen! Wie in Ecuador hat nun jedes Dorf / jedes Tal wieder seinen eigenen Hut, welche die Einwohner stolz tragen. 

Auf dem Weg nach Cajamarca kamen wir an der kleinen Ortschaft Pollac vorbei. Dort steht eine wunderschöne Kirche, wenn nicht gar die schönste, die wir gesehen haben. Sie ist verziert mit bunten Mosaiksteinchen. Beeindruckend! Das muss eine rechte Arbeit gewesen sein…

In Cajamarca versorgten wir uns in der grossen Einkaufsmall mit den nötigen Lebensmitteln, genossen eine heisse Dusche und das gute Internet im schönen Hotel und fuhren am nächsten Tag schneller als erwartet in die chaotische Stadt Huamachuco. Die Strasse war breiter und gut geteert. Von Huamachucos Strassen kann man dies hingegen nicht behaupten. Viele waren Baustellen, es war laut und eng. So entschieden wir uns, schon am Abend zu den Marka Huamachuco-Ruinen hochzufahren, um dort bei herrlicher Aussicht, dafür aber kalten Temperaturen (3600 m ü. M.), die Nacht zu verbringen. Die Ruinen konnten wir uns am nächsten Morgen als einzige Besucher anschauen. Die Ruinen sind nicht sehr bekannt, gelten aber als Machu Picchu des Nordens. Die ersten Bauten wurden bereits 500 n. Chr. bis 700 n. Chr. errichtet. Marka Huamachuco war das religiöse und wahrscheinlich auch politische Zentrum des Volkes der Wamachuku und mindestens bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch die Inka bewohnt.

Beeindruckende Berglandschaft


Plant man auf der Karte die Route für den nächsten Tag, hat man keine Ahnung was einen erwartet. Als ich Lukas auf eine schmale Schotterpiste abzweigen liess, waren wir beide zuerst einmal skeptisch. Es ging es auf einer schlechten Piste durch dicht besiedeltes Gebiet. Je höher wir in die Berge kamen, desto weniger Häuser gab es. Schlussendlich konnten wir wunderschöne Berglandschaft übersät mit kleineren und grösseren Seen und Bächen geniessen. Wir waren hin und weg! Viele Stunden fuhren wir staunend durch die meist unberührte Natur, fast immer über 4000 m hoch und trafen kein anderes Fahrzeug an. Übernachtet haben wir irgendwo und genossen eine herrlich ruhige Nacht. Mittlerweilen war auch das Wetter besser und wir sahen immer öfters die Sonne. Nach jeder Kurve hätte man zig Fotos schiessen können – und ihr wisst ja, es gibt viele Kurven :) In Paragon fuhren wir an mittlerweile ausgestorbenen Bergwerken vorbei, um dann in der Stadt Pampas, welche tatsächlich in der Pampa liegt, in die Zivilisation und auf den Teer zurückzukommen. Die Leute sind total nett und hilfsbereit, oft winkt einem ein süsses altes „Fraueli“ zu.

Von den grünen, bewachsenen Bergen kamen wir nun in die bunten Steinberge. Die Landschaft änderte sich komplett als wir von Pallasca wieder ins Tal runter nach Chuquicara fuhren. Die Felsen schimmerten in allen Farben, es wurde trockener und wärmer. Wir waren im Cañon del Pato – der Entenschlucht – angekommen. Die Cordillera Negra und die Cordillera Blanca werden durch diese Schlucht voneinander getrennt. Zum Teil kommen sich die Felswände so nahe, man könnte meinen, sie küssen sich. Auf der Strecke dem Rio Santa entlang passiert man zahlreiche, in den Fels gehauene Tunnels. Spektakulär und abenteuerlich!

Bei Caraz bogen wir erneut auf Schotter ab und fuhren zur Laguna Parón hoch. Uns blieb die Spucke weg! Der türkisblaue See glitzert umgeben von spektakulären, schneeweissen Gipfeln. Ich weiss, ich schwärme viel, aber es ist einfach so schön hier! Der markante, pyramidenförmige Berg soll übrigens als Vorlage für das Logo von Paramount Pictures gedient haben.

Die weissen Berggipfel immer im Blick, fuhren wir den Cordillera Blanca entlang Richtung Süden. Mit 22 Bergen über 6000 m ist sie nach dem Himalaya die höchste Gebirgskette der Welt. In Huaraz mussten wir über die Bücher. Die Routenplanung in Peru ist nicht ganz einfach. Die grosse Entscheidung ist, ob man an der Küste entlang fahren möchte, welche landschaftlich nicht sehr reizvoll und auch Sicherheitstechnisch nicht besonders gut sein soll, oder durch die Berge, wo man wunderschöne Landschaften, dafür aber in einem langsameren Tempo geniessen kann. Die Berge gefielen uns so gut, wir wollten uns nicht von ihnen verabschieden und so entschieden wir uns, der Küste komplett den Rücken zu kehren und weiter in den Bergen nach Cusco zu fahren. Es war schon Mitte März, Ende Monat müssen wir aus Peru raus sein, nicht nur weil dann unser Visa abläuft, auch weil wir es sonst kaum rechtzeitig nach Montevideo schaffen werden. 

Auf der Fahrt nach Huanuco, welche eine Ewigkeit dauerte und über eine kurvige und von Schlaglöchern übersäte Strasse führte, kamen erste Zweifel hoch. Können wir es in den Bergen rechtzeitig nach Cusco, ins heilige Tal, schaffen? Erfahre es im nächsten Bericht.

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Kommentare: 4
  • #1

    M. (Sonntag, 20 März 2016 21:51)

    Hola!
    increible ese curvas. A mi me gusta las fotografies montano... am besten natürlich das Bild von der glücklichen springenden Melanie, ein Superbild! Jetzt scheint ihr wieder recht allein unterwegs zu sein, wie am Anfang der Reise (schon recht lange her, oder?!?) Ich finde das so schön, wie du schwärmst, Melanie, und ich versehe das bestens, man ist soo begeistert, es ist so schön, man kanns kaum fassen und möchte es am liebsten festhalten, diese phantastischen Seen, Dörfer, Landschaften und Berge (-ich werde beim nächste Paramount Pictures Movie an euch denken-!)Und SUPER, das mit den Dorfhüten! Ob du dir wohl einen gepostet hast und nun auch noch spinnen gelernt hast?
    Schön, spannend, unterhaltsam und informativ... un millon de gracias
    Buena continuacion del viaje, buen ambiente, buena suerte e que te vaya bien. De corazon Marianne

  • #2

    Claude Scherrer (Mittwoch, 23 März 2016 16:00)

    Liebe Melanie, lieber Lukas
    Das sieht abenteuerlich und spannend aus- für Adrenalin ist gesorgt. Veramente curvas increibles, aber dafür habt ihr ja auch das ideale Fahrzeug.
    Wunderschöne Bilder habt ihr gemacht- sie gefallen mir sehr gut!
    Mucho suerte y gusto por las etapas proximas de la vuestra viaje!
    Claude



  • #3

    Inge Wenk (Donnerstag, 24 März 2016 14:38)

    Liebe Melanie und Lukas,
    auwaia, da war ja wieder was loss bei euch. Danke für die beeindruckende Dokumentation. Soviel Schönheit über
    Stunden ist ja kaum auszuhalten.Ich geniesse jeweils mit hohen Pulsfrequenzen am PC. Weiterhin sichere Fahrt
    und "Numme nid hudle".
    Herzlich, Inge

  • #4

    Hugo und Gabi Brem, Seuzi (Montag, 04 April 2016 21:26)

    Hoi Zäme. Wir haben von Eurer Reise eigentlich schon lange gewusst, aber erst jetzt, fast per Zufall, uns Eure Seite angesehen. Ein Hammer! Nachdem wir innerhalb der letzten 2 Jahren je ca. 3 Wochen in Peru und Ecuador waren, gab's natürlich starke Heimwehgefühle. Wir hatten dort super Zeiten, allerdings auf Trekkings, nicht per Cruiser und als Höhepunkt im letzten Oktober, die Cayambe Besteigung. Alles super erlebnisreich.
    Wir hoffen, Ihr habt noch eine gute Weiterreise und weiterhin ähnlich tolle Erlebnisse. Zu Sichten gibt es südlich von Peru js noch so vieles...Macht's gut und liebe Grüsse.