Ecuador

Das Land am Äquator


17. Februar bis 4. März 2016

Tulcán – San Miguel de Ibarra – Otavalo – Laguna de Cuicocha – Cayambe – Pifo – Papallacta – Santa Rita – Sigchos – Laguna de Quilotoa – Latacunga – Ambato – Reserva Chimborazo – Alausi – Cuenca – Cajas Nationalpark – Cuenca – Loja – Vilcabamba – La Balsa

1708 km

gefahrene Route durch Ecuador
gefahrene Route durch Ecuador

Pause auf der Finca Sommerwind


Nach einem problemlosen Grenzübergang fuhren wir mit unserem Kovoi die ersten Kilometer in Ecuador. Unser Ziel war die Finca Sommerwind in Ibarra. Unter den Overlandern ist dieser Campingplatz bekannt. Die meisten kommen hierher und machen eine kleine oder grosse Pause. So auch wir. Die Besitzer sind Deutsche. Wir verbrachten ein paar ruhige Tage mit chillen, Ölwechsel machen, Homepage updaten und Kuchen essen. Ja genau! Auf dem Camping gibt es ein kleines Kaffee, welches immer sonntags geöffnet ist. Wir bekamen aber jeden Tag super leckeren Kuchen. Der Grund dafür war nicht ganz so erfreulich wie der Genuss. Jedes Jahr macht die Firma SeaBridge eine Selbstfahrertour entlang der Panamericana. Gleichzeitig wie wir waren sie auf der Finca Sommerwind. Zuerst mussten wir uns den Platz mit 19 Fahrzeugen aus Deutschland und der Schweiz, dann mit 10 Fahrzeugen aus Frankreich teilen. Es war zwar ziemlich voll, aber halb so schlimm.

Am Samstag machten wir einen Ausflug nach Otavalo auf den farbenfrohen Markt. Dies ist ein beliebtes Touristenziel. Es werden bunte Schals, Mützen, Ponchos, Ketten und vieles mehr angeboten. Wir konnten nicht wiederstehen und haben ein paar Kleinigkeiten gekauft. Für mehr ist nicht Platz in unserem Auto.

Unser Konvoi wurde kleiner und kleiner. Zuerst verliessen uns die Kanadier Jessica und Jesse, am nächsten Tag dann auch die Amerikaner Paula und John. Es war ganz komisch, alleine zurückzubleiben. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und viel Spass. Wir wünschen euch eine spannende und sichere Weiterreise und hoffen, euch irgendwo auf der grossen weiten Welt wiederzutreffen.

John und Paula haben auf ihrer Homepage einen Bericht zu unserer Zeit und ein cooles Video gepostet. Hier findest du den Bericht mit dem Video.

Auf die Südhalbkugel


Auch wir mussten uns irgendwann von Hans und Patricia und der Finca Sommerwind verabschieden. Das Wetter war leider nicht sonderlich gut. Immer bewölkt und ab und zu Regen. Von all den tollen Vulkanen war leider nichts zu sehen. Trotzdem machten wir einen Abstecher zur Laguna de Cuicocha. Zu diesem Kratersee gibt es eine tolle Geschichte. Die früher hier lebende indigene Bevölkerung brachte jeweils die Jungfrauen auf die Inseln, welche mitten im See liegen. Die Jungs durften nicht das Boot nehmen, sondern mussten schwimmen. Wer lebend auf den Inseln ankam, durfte sich eine Jungfrau zum Heiraten aussuchen. Zum Glück mussten wir nicht schwimmen, das Wasser ist auf 3000 m ü. M. nämlich eher frisch…

Wir waren lange auf der Nordhalbkugel unterwegs, jetzt ging es in den Süden. In Cayambe überfuhren wir den Äquator und machten natürlich noch das obligate Foto bei der Sonnenuhr, welche genau auf der imaginären Linie steht. 

Dass in Ecuador vieles teurer ist als in Kolumbien, haben wir schnell gemerkt. Nur das Tanken macht Spass. Der Diesel kostet im ganzen Land genau gleichviel, im Moment sind das 1.037 US-Dollar. Du denkst jetzt, dass man in der Schweiz im Moment ja nicht viel mehr bezahlt als hier? Für den Preis bekommt man hier nicht einen Liter, sondern eine Gallone. Der Liter kostet also nur gut 25 Rp! Das passende Auto dazu? Wir haben eine Autowerbung für einen Mittelklassewagen gesehen: Fahrzeugpreis: 35‘000 Dollar, Steuer: 37‘000 Dollar, Gesamtpreis also 72‘000 Dollar. Unglaublich! Man bezahlt hier 110 % Luxussteuer auf Importfahrzeuge. Für einen neuen 4x4, ähnlich wie der Unsere, würde man fast eine Viertel Million hinblättern!

Auf der Südhalbkugel war das Wetter genau so schlecht wie vorher auf der Nordhalbkugel. Da kamen uns die Thermen in Papallacta genau richtig. Anscheinend sollen dies die schönsten Thermen in ganz Südamerika sein, sagte zumindest unser Campinghost von der Vornacht. Auf dem Weg dahin fuhren wir über einen Pass, welcher uns auf über 4000 m ü. M. brachte. Die Thermenanlage ist am Hang eines Vulkanes gebaut und schön grün. Sie bietet mehrere Becken mit verschieden warmem Wasser. Wir entspannten uns prima!

Vulkane und Inka


In Ecuador gibt es so viele hohe Vulkane, viele um die 6000 Meter hoch. Eigentlich wollten wir in den Nationalpark beim Cotopaxi gehen, das Wetter war aber so schlecht, dass wir ohne etwas vom Vulkan zu sehen weiterfuhren. Durchs Hinterland fuhren wir zur Laguna de Quilotoa, die anscheinend schönste Lagune in Ecuador. Trotz schlechtem Wetter waren wir begeistert! Der türkisfarbene See im Vulkankrater kann sich sehen lassen.

Wir mussten eine kleine Pause in Latacunga einlegen, da Lukas eine Magen-Darm-Infektion hatte. Mit dem Antibiotika, das er im Spital erhalten hatte, ging es ihm aber bald wieder besser. So konnten wir uns auf den Weg Richtung Chimborazo machen. Dieser inaktive Vulkan ist 6310 m hoch!  Sein Gipfel hat von allen Punkten der Erdoberfläche die weiteste Entfernung zum Erdmittelpunkt. Eine kurvige Strasse brachte uns bis auf über 4000 m hinauf, der Vulkan war aber leider in den Wolken versteckt. Das Wetter in Ecuador meint es nicht gut mit uns…

Nariz del Diablo – diese Sehenswürdigkeit gingen wir uns nur anschauen, weil der Name so toll ist, übersetzt bedeutet er Teufelsnase. Was uns erwartete, wussten wir nicht. An eine Zugstrecke hätten wir wohl zuletzt gedacht :) Die Geschichte zur Nase findest du auf den Fotos.

Als nächstes gingen wir zur bedeutendsten Inka-Stätte in Ecuador. Dies sind die Ruinen Ingapirca. Der genaue Zweck der Anlage ist noch immer nicht entschlüsselt. Klar ist jedoch, dass es sich ursprünglich um eine Kultstätte der Kañari handelte, die später von den Inka genutzt und ausgebaut wurde. Der Komplex umfasst unter anderem einen Mond- resp. Sonnentempel, ein Observatorium zur Beobachtung von Sonne und Mond, Lagerräume, rituelle Bäder, Grabstätten, Strassen und Plätze. Ein Guide erzählte uns auf Englisch die wichtigsten Informationen. Es war wirklich spannend und beeindruckend.

Südliches Ecuador


Westlich von Cuenca liegt der Cajas Nationalpark. Die Durchfahrt durch die Stadt war ziemlich mühsam. Cuenca baut gerade ein Tramsystem, weswegen jede Hauptstrasse eine Baustelle ist. Umso mehr waren wir aber begeistert vom Nationalpark, welcher hoch in den Bergen liegt. Er umfasst eine wunderschöne, hügelige Moorlandschaft mit ungefähr 270 Seen und Lagunen. Die Landschaft erinnerte Lukas an sein mehrtätiges Trekking durch die Hebriden. Wir wagten es und verbrachten eine Nacht auf knapp 4000 m ü. M. Ob es an den gekauten Koka-Blättern oder der relativ guten Akklimatisierung lag, wir konnten beide gut schlafen. Die Höhenkrankheit blieb uns bis jetzt erspart. Auf der Wanderung am nächsten Tag um die Lagune Toreador mussten wir dann aber beide ordentlich schnaufen, obwohl es grösstenteils eben war. Wäre doch nur das Wetter ein bisschen besser, man könnte sich hier tagelang beschäftigen.

Nicht nur das schlechte Wetter, auch unser Zeitplan trieb uns vorwärts. Wir entschieden uns dafür, nicht an der Küste, sondern im Inland durch die Berge nach Peru einzureisen. La Balsa soll ein kleiner und angenehmer Grenzübergang sein. Einen letzten Stopp machten wir in Vilcabamba. Im Tal um Vilcabamba werden überdurchschnittlich viele Leute über 100 Jahre alt, so dass es den Übernamen „Das Tal der Hundertjährigen“ bekam. Viele wollten dem Geheimnis schon auf den Grund gehen, des Rätsels Lösung wurde aber noch nicht gefunden. Ob es am Wasser, der guten Luft oder dem angenehmen Klima liegt… Wir genossen es auf jeden Fall! Die Hosteria mit Campingmöglichkeit war der schönste Platz, den wir in Ecuador hatten! Die Hosteria Izhcayluma eignete sich bestens, ein letztes Mal zu entspannen vor dem Grenzübertritt. Die Pflanzen- und Blumenvielfalt war umwerfend, das kann ich euch nicht vorenthalten :)

In ein neues Land


Wir standen früh auf, es lag ein langer Tag vor uns. Die kurvige Strasse zur Grenze nach La Balsa braucht ihre Zeit. Die Strasse war zwar ziemlich weit, bis nach Palanda, meist geteert, wird aber von der Natur nach und nach wieder zurückerobert. Der Regen und die Schwerkraft tun ihr Bestes! In Zumba tankten wir ein letztes Mal billigen Diesel. Endlich, nach fast 6 Stunden hatten wir die 150 km geschafft. Der Grenzübergang war in der Tat klein :) Die Ausreise aus Ecuador dauerte keine zwei Minuten. Nach dem wir unsere letzten Dollar in Soles gewechselt hatten, fuhren wir über die Brücke. 

Auf der Peru-Seite dauerte das Prozedere ein bisschen länger. Wir sind in der Mittagspause der Migracion angekommen und mussten eine knappe Stunde warten, bis das Büro um 15 Uhr wieder öffnen sollte. Sollte… Um 16 Uhr tauchte der Beamte auf, mittlerweile warteten doch einige Leute auf die Ein- oder Ausreise. Gut gelaunt von seiner langen Pause bekamen wir schnell den Einreisestempel. Jetzt ging es zum Zoll, um das Auto temporär ins Land einzuführen. Den Beamten haben wir vorher schon kennen gelernt. Er war total hilfsbereit und nett. So machte er sogar eine Kopie für uns, welche wir vorher im Kopiershop (kleiner Laden, welcher Gaterade und Kartoffeln verkauft und einen Drucker / Kopierer besitzt) vergessen hatten. Nachdem das Computersystem wieder funktionierte, tippte er alle nötigen Angaben ein. Wo denn unsere Motor-Nummer auf dem Fahrzeugausweis stehe? Nirgends! In der Schweiz ist diese Nummer nicht relevant. Hier anscheinend schon, wir könnten unseren Motor ja verkaufen wollen und mit einem anderen wieder ausreisen… Was wir denn jetzt nur machen sollen, wollte der Beamte wissen, für 10 Dollar würde er das Problem „lösen“. Klar! Noch nicht mal richtig im Land und schon der erste Bestechungsversuch. Peru macht seinem Ruf alle Ehren. Lukas sagte einfach nein und schlussendlich klappte es auch so. Im System steht jetzt irgendeine andere Nummer, welche der Beamte irgendwo auf dem Motor fand. Endlich, nach fast drei Stunden an der Grenze hatten wir alle nötigen Papiere und durften weiterfahren. Wie es uns in Peru ergeht, erfährst du im nächsten Bericht.

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Kommentare: 4
  • #1

    Anne (Sonntag, 06 März 2016 09:47)

    Lieber Lukas, liebe Melanie

    Die wolkenverhangenen Landschaften, grau und nass - fast wie zurzeit bei uns....
    Spannend, was wir dank euren Reiseberichten immer wieder über Land und Leute erfahren, Crashkurs in südamerikanischer Geschichte und Geografie. Wenn ich das Foto mit Lukas' Essen sehe, wundere ich mich nicht über seine Magen-Darm-Probleme! Die Mütze steht ihm gut

  • #2

    Grova (Sonntag, 06 März 2016 11:28)

    Dank euren immer interessanten Berichten lernen wir bequem am Schärmen ein Teil Südamerikas kennen Danke für euren Einsatz uns diesen Teil der Welt näher zu bringen.

  • #3

    Claude (Sonntag, 06 März 2016 15:21)

    Lieber Lukas, liebe Melanie
    Die Landschaft in Ecuador ist faszinierend, erinnert mich da und dort an Irland oder Schottland. Scheint auch kühl zu sein und nass... aber die Mütze ist cool Lukas :)
    Schöne Fotos habt ihr gemacht-Kompliment! Dank euch dürfen wir immer wieder in unbekannte, exotische Gegenden eintauchen und Interessantes über Land und Leute erfahren. Bei uns hat sich der Winter
    zurückgemeldet und es schneit sogar im Tessin. In unserer Skiwoche im Tirol hatten wir dafür 10 Grad Wärme auf 2200 Meter - Wetterkapriolen...
    10 $ für eine Motornummer- netter Versuch, aber gut abgewehrt! Nun wünsche ich euch tolle Erlebnisse und viel Spass in Peru- bin schon jetzt gespannt auf euren nächsten Bericht.
    Herzliche Grüsse

  • #4

    Marianne (Montag, 07 März 2016 21:07)

    Mil gracias, euer Bericht, samt guten Bildern ist einfach wieder muy emocionante. Muchos gracias. Einige Sachen kamen irgendwie bekannt oder typisch vor, z.B die bunten Stoffe und Kleider im ersten Bildblock, die Frau am Strassenrand, die llamas (einfach supi, eure Bilanz -unterdessen sinds sicher schon wieder einige mehr!)!! und auch die Ruinen von alten Kulturen... Trifft das Bild, das "man" so hat von Südamerika, wenn man noch nie dort war. Dünkt mich ganz andersals in Kolumbien. Aber da ist auch so viel Neues, Unbekanntes und auch Persönliches: die frisierten Spatzen, die lieben Hunde!, die tollen Lagunen, die Blumen, welche wir hier nur im Blumenladen sehen, die Wohnmobilinvasion, eure schönen, ganz verschiedenartigen Schlafplätze und Menues, Teufelsnase und Grenzübertritt! War spannend. Gnüsseds, hebed Sorg und bibed xund! M. :))

Über Ecuador


Der Andenstaat ist nach seiner Lage am Äquator benannt. Ecuador befindet sich im Nordwesten Südamerika. Es grenzt im Norden an Kolumbien, im Osten und Süden an Peru und im Westen an den Pazifik. Zum Staatsgebiet Ecuadors gehören auch die ca. 1000 km vom Festland entfernt im Pazifischen Ozean liegenden Galapagos-Inseln. Seit seiner Unabhängigkeit 1830 hat Ecuador unzählige Regierungswechsel und 20 Verfassungen erlebt. Seit 1979 ist es eine Präsidialdemokratie mit bundesstaatlichem Charakter. In den vergangenen Jahren erlebte das Land einen wichtigen Entwicklungsschub und investierte in grossem Stil in Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur. 


Obwohl Ecuador klein ist, ist es vielfältig. Es lässt sich in drei Regionen teilen: Das Rückgrat bilden die Anden, westlich der Berge liegt das Küstentiefland und im Osten schliesst die Region Oriente den Regenwald des oberen Amazonasbeckens ein. Mehr als 20'000 Pflanzenarten kennt man hier und jedes Jahr werden noch neue entdeckt. 

An der Küste sowie an den Westhängen der Anden herrscht tropisches bis subtropisches Klima. Regenzeit ist von Januar - Mai und die Trockenzeit von Juni – Dezember. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 25 und 30°C. In den Gebirgstälern der Sierra ist das Klima gemäßigt, es regnet oft nachmittags und die Nächte sind kalt – in Quito beispielsweise bewegt sich die Temperatur an einem Tag häufig zwischen 8 und 21°C. Die Osthänge der Anden und das Dschungelgebiet sind feucht und warm. Auf den Galapagos-Inseln herrscht eine Durchschnittstemperatur von 25 – 30°C mit hoher Luftfeuchtigkeit.