Ontario

Den Great Lakes entlang


4. bis 17. Juli 2015

Golden Lake - Algonquin PP – Baysville – Gravenhurst – Orangeville – Niagara Falls – Guelph – Creemore – Collingwood – Tobermory – South Baymouth – Little Current  (beides Manitoulin Island) – Espanola – Northshore – Echo Bay – Sault Ste. Marie – Lake Superior Provincial Park – Wawa – Marathon – Nipigon – Ignace – Kenora

3066 km

gefahrene Strecke in Ontario
gefahrene Strecke in Ontario

Da wir in Ontario viele Kilometer gefahren sind, haben wir unseren Bericht in zwei Teile aufgeteilt. Zuerst waren wir im Südosten unterwegs, wenn du nach unten scrollst, findest du den Bericht über den Nordwesten.

Brummen, Tosen und  Wiehern (4. bis 10. Juli 2015)


Da standen wir nun also, knapp 200m sind wir gekommen, bis der Motor abgestellt hat. Wir schafften es gerade noch weg von der Hauptstrasse in eine Einfahrt. Unsere Nachbarn vom Campingplatz beobachteten unser Debakel und fragten sofort, was los ist. Sie halfen uns dabei, uns wieder an unseren Platz zurückzustossen und somit konnte die Fehlersuche losgehen. Nach den vielen Stunden, die ich mit Martin - unserem Toyota Mechaniker (eher Toyota-Flüsterer) - verbracht hatte, war mir sofort klar, dass etwas mit der Dieselzufuhr nicht stimmen konnte. Nach einem kurzen Telefonat in die Schweiz begannen wir damit, das hintere Sieb des Tankes auszubauen, da wir dort das Übel vermuteten. Dieses hatten wir bereits vor der Reise kontrolliert und es war immer noch sauber. Somit aktivierten wir einen anderen Kontakt, Mike, auch ein Land Cruiser-Fahrer, der in Kanada wohnhaft war und den wir über ein Forum „kennen gelernt“ hatten. Zu unserem Glück war in der Nähe und versprach am Nachmittag vorbeizusehen.


Da die Pumpe an unseren nachträglich installierten Dieselfilter kein Diesel ansog, schlug er vor, diesen Filter zu umgehen und die Dieselleitung, die vom Tank kommt, direkt an den Originaldieselfilter anzuschliessen. Dann haben wir am Originalfilter entlüftet und konnten sofort hören, dass Diesel in der Leitung war. Schlüssel gedreht und unsere Maschine lief wieder! Alles in allem also ein kleines Problem mit grosser Wirkung. Wahrscheinlich war der Zusatzfilter undicht oder die Pumpe kaputt, wir werden demnächst einen neuen installieren.

Froh, dass es nichts Schlimmes war, genossen wir den Rest des Abends und suchten uns eine Wanderung für den Algonquin PP am nächsten Tag aus. Der Park besteht aus dichtem Wald und man kann sich lebhaft vorstellen, wie plötzlich ein Bär vor einem steht. Im Visitor Center sahen wir, dass die letzte Schwarzbären-Sichtung in der Tat nicht lange her ist. An die 2000 Exemplare sollen in diesem Gebiet hausen. Die Wanderung führte uns auf engen Waldwegen über Steinblöcke in die Höhe zu einer steil abfallenden Klippe, dem „Booth Rock“. Wir nahmen gerade die ersten Bissen von unserem Sandwich und verschluckten uns beinahe: Das deutliche Knurren, welches hinter uns aus den Büschen drang, konnten wir nicht zweifelsfrei einem Bären zuordnen, das Resultat aber war dasselbe. Mit klopfendem Herzen packten wir unser Salami-Sandwich wieder ein und wanderten etwas schneller weiter. Weiter unten schreckten wir wieder ein Tier auf, dem Geräusch nach zu urteilen, war es etwas ziemlich grosses, das vor uns davonlief… Wir waren erleichtert, als wir das Ufer des Sees erreichten und der Parkplatz in Sicht kam.

Nach so viel Wildnis beschlossen wir, dass es Zeit war für einen richtigen Touristenausflug. Wir entschieden uns, die Niagarafälle wider der Planung doch zu besichtigen. Bei strömendem Regen packten wir früh morgens unsere Sachen zusammen und kamen gegen 9 Uhr bereits bei den Fällen an. Die Wassermassen sind sehr imposant! Aus den verschiedenen Attraktionen wählten wir „Journey behind the Falls“. Ausgerüstet mit einem gelben Regenmänteli ging es 54m hinunter und hinter die Fälle. Nebst der Aussichtsplattform neben den Fällen, gab es auch noch tunnelartige Stollen, aus denen man direkt hinter die Fälle sehen konnte. 


Das Wetter hat in der Zwischenzeit deutlich gebessert und auch wir laufen mittlerweilen in kurzen Hosen und T-Shirt umher. Die Kanadier, denen wir bisher begegneten, sind alle sehr nett, hilfsbereit und interessiert an unserem Fahrzeug und der Reise. Mindestens einmal pro Tag, bekommen wir ein lässiges „nice truck!“ zu hören oder werden beim Einkaufen oder an der Tankstelle angesprochen. Das letzte Mal beim Tanken, kam ein junger Mann vorbei, fragte, ob alles in Ordnung sei, falls wir irgendetwas bräuchten, sollten wir es ihn wissen lassen. Seine Telefonnummer bekamen wir ebenso wie eine Einladung zum Abendessen.

Die letzten zwei Tage verbrachten wir bei den Hartle’s, Robert, Marsha und Aarden. Diesen Kontakt haben wir vom Partner von Lukas Mutter erhalten. Sie besitzen etliche Hektare Land und betreiben dort eine Pferdefarm. Sie dressieren und schulen die Pferde und ihre Reiter. Es war sehr interessant mit Kanadiern über ihr Land zu plaudern und die Unterschiede zur Schweiz zu sehen. Wir genossen sogar unsere erste Reitlektion ;-). Den Rest des Tages machten wir Wäsche, relaxten am Pool und genossen die Sonne. Gegen Abend gingen wir für eine Fahrt in den Sonnenuntergang mit dem Kajak an die Georgian Bay, die Teil des Huronsee ist. Bis zum Sonnenuntergang haben wir es aber nicht auf dem Wasser ausgehalten. Die Wellen waren zwar nicht riesig, um seekrank zu werden, hat es aber gereicht. Von Tom, der anfangs auch noch dort war, bekommen wir noch zwei riesige Gläser selber gemachten Ahornsirup! Das sollte für den Rest der Reise reichen :-). An dieser Stelle noch einmal einen ganz lieben Dank an die Hartle’s! We really enjoyed to stay with you. Thanks a lot for the great time, Marsha, Aarden and Robert!

See - Seen - am Seesten (11. bis 17. Juli 2015)


Wir fuhren auf der Bruce Peninsula nach Norden. Sie trennt die Georgian Bay vom Lake Huron. Auf der Halbinsel soll es einen sehr schönen Nationalpark geben. Das scheint aber kein Geheimnis zu sein, vor dem Eingang reihte sich ein Auto nach dem anderen und alle mussten umdrehen, da der Park voll war. Schade… Am nächsten Tag nahmen wir die Fähre von Tobermory nach South Baymouth. Die knapp zweistündige Fahrt durch ein schönes Gebiet mit vielen kleinen Inseln verlief ruhig und wir kamen gut auf Manitoulin Island an. Auf der Insel und auch auf unserer kommenden Route gibt es viele Reservate der First Nations (Indianer). Wir drehten eine nette kleine Runde auf der Insel, auf welcher es wiederum viele Seen mit Inseln gibt. Über eine Drehbrücke ging es zurück aufs Festland nach Espanola.

Nach einer nicht ganz so ruhigen Nacht – es wimmelte nur so von Moskitos in unserem Auto – füllten wir den Tank und die Vorräte in Sault Ste. Marie. Vor uns lag der Lake Superior, der grösste See überhaupt. Er soll zwar sehr schön, aber auch eiskalt sein. Für uns Warmduscher also kein Badeparadies. Wir fanden einen kleinen Weg, der uns bis fast nach unten an den See an einen riesigen Kiesstrand brachte, den wir ganz für uns alleine hatten. Super schön, aber wie bereits gesagt: super kalt. Auch das Wetter wurde wieder – gelinde ausgedrückt – abwechslungsreicher. Sonne, Regen, warm und kalt wechselten sich ab. 

Wir hatten Glück und konnten den Lake Superior Provincial Park einigermassen trocken erkunden. Wir starteten bei den Agava Rock Pictographs. Indianer haben hier vor vielen Jahren Zeichnungen auf einer Klippe auf Seehöhe angebracht. Es war eine ziemlich rutschige Kletterei, um die Malereien, welche 150 bis 400 Jahre alt sein sollen, zu besichtigen. Es ging an verschiedenen wunderschön feinen Sandstränden durch den Park. Wir lagen aber nicht nur in der Sonne herum, sondern machten auch die eine oder andere Wanderung. Der Trail „Nokomis“ belohnte uns nach einem sehr steilen Aufstieg mit einer wunderschönen Aussicht über den See und die Old Woman Bay. 

Zum Frühstück essen wir meistens Müesli mit Jogurt und Früchten, manchmal gönnen wir uns aber auch Pancakes mit echt kanadischem Ahornsirup oder ein Rührei. Habe ich übrigens schon mal erwähnt, dass wir wunderbar schlafen in unserem Auto? Wenn die Sonne untergeht (und die Mücken mehr und mehr kommen), verkriechen wir uns in unser bequemes Bett. Wir schlafen jede Nacht etwa 10 Stunden. Die vielen Eindrücke, welche wir tagsüber sammeln, müssen ja schliesslich verarbeitet werden. Ein Teil von uns steht am Morgen ziemlich gut auf, der andere Teil von uns muss fast aus dem Bett geworfen werden. Hierfür muss man nur die Heckklappe öffnen und schnell genug davon fahren, dann fliegt die Matratze inklusive Besatzung hinten raus :)

Der Trans Canada Highway schlängelt sich am Ufer des Lake Superior entlang durch eine hügelige Landschaft mit viel Nadelwald und Felsen. Das Beste ist, dass sich hinter jeder Kurve ein kleiner See mit einer kleinen Insel versteckt. Es ging vorbei an verschiedenen Sehenswürdigkeiten: die grossen Gänse-Statuen in Wawa, White River, die Stadt in der Winnie Pooh erfunden wurde, die roten Felsen in Red Rock, der Wasserfall in Terrace Bay (die Reihenfolge weiss ich nicht mehr so ganz). Unterwegs waren nicht nur andere Autos, sondern auch viele Motorräder und Radfahrer. Der Ouimet Canyon fiel leider starkem Regen zum Opfer. Wir mussten teilweise sogar anhalten, da man kaum noch etwas sehen konnte. 

In Thunder Bay führt die Strasse vom See weg. Die Landschaft war nun nicht mehr ganz so abwechslungsreich, weswegen wir mal wieder einen Schotterabschnitt einplanten. Auf halber Strecke zwischen Thunder Bay und Dryden fuhren wir über Forstwege durch feuchtes Waldgebiet. Und prompt hatten wir Glück und sahen unseren vierten Elch. Wir konnten ihn sogar beim Schwimmen beobachten. Am Abend schwammen wir dann fast davon, es regnete die ganze Zeit. Ein Vorteil hatte es, das Abwaschen gestaltete sich recht einfach. 1. Geschirr in den Regen stellen zum Vorspülen. 2. Dreckiges Wasser ausgiessen. 3. Abwaschmittel rein und wieder in den Regen stellen. 4. Auskippen und trocknen. 

An der Grenze zu Manitoba wimmelte es nur so von Polizisten. Sie waren aber nicht auf der Suche nach einem schwarzen Land Cruiser. Lies im nächsten Bericht über unsere Abenteuer in Manitoba.

Über Ontario


Ontario ist mit 1.076.395 km² so groß wie Frankreich und Spanien zusammen und somit die zweitgrößte Provinz Kanadas. Zu dieser enormen Fläche tragen mitunter Ontarios riesige Wasserflächen mit großen Seen, Flüssen und traumhaften Wasserfällen bei. Hier findet man die weltbekannten Niagara-Fälle, welche wir aber wahrscheinlich nicht besuchen gehen. Knapp 40% der Kanadier leben in Ontario, mitunter in der modernen Provinzhauptstadt Toronto, und den Metropolen Ottawa, Mississauga und Hamilton. Ottawa ist zudem Kanadas Hauptstadt und Regierungssitz.


Erfahre hier noch mehr über Ontario.


Infolge seiner großen Ausdehnung hat Ontario Anteil an unterschiedlichen Klimazonen, die sich jedoch zu zwei Hauptklimaregionen zusammenfassen lassen, nämlich eine kühl-gemäßigte im Norden und eine warm-gemäßigte im Süden. Die erstgenannte wird durch kalte Luftströmungen aus der Arktis und den kanadischen Prärien geprägt, die zweite verfügt dank der Winde, die von den Großen Seen her kommen, über ein milderes Klima mit heissen feuchten Sommern und kalten Wintern.