Yukon Territory 1

Larger than Life


31. Juli bis 8. August

Watson Lake – Robert Campbell Highway (Watson Lake – Ross River – Faro – Yukon Crossing) – North Clondike Highway – Dawson City – Dempster Highway (bis Grenze Northwest Territories) – Dawson City – Top of the World Highway

2182 km

unsere gefahrene Route im Yukon
unsere gefahrene Route im Yukon

Obwohl wir so weit weg sind von zu Hause, sahen wir im Yukon als erstes einen Wanderwegweiser nach Vaduz (1h 15min vom Sunnakreisel aus). Da kam doch schon fast ein bisschen Heimweh auf. In Watson Lake steht nämlich der grösste Schilderwald. Es ist eine Sammlung von Tafeln aus der ganzen Welt. Der Wegweiser in die Schweiz fehlt natürlich auch nicht. Ein Soldat mit Heimweh hat dort vor vielen Jahren eine Ortstafel von seiner Heimat aufgestellt und viele andere folgten und folgen noch heute seinem Beispiel. Man bräuchte Stunden, wenn nicht gar Tage, um jedes Schild zu lesen. Da es regnete, nahmen wir uns nicht gar so viel Zeit, sondern füllten die Vorräte auf und fuhren los auf dem Robert Campbell Highway, welcher von Watson Lake nach Carmacks führt. 

Auf einer (leider) guten Schotterpiste fuhren wir durch das unbewohnte Wald- und Hügelland vom Yukon. Der Yukon ist wirklich „Larger than Life“, wie sie sich selber bewerben. Auf der Strecke trifft man gut und gerne ein paar Bären. Die liessen jedoch auf sich warten (wir sind es uns ja schon gewohnt),  dafür trafen wir einen netten Kanadier, welcher uns zwei wunderschöne Forellen-Filets schenkte. Den Fisch hat er am Vorabend selber gefangen. Die waren ja vielleicht lecker. Auf einem kleinen Abstecher nach Ross River sahen wir uns eine grosse, alte Brücke an, welche für den Öltransport gebaut wurde. In Faro gab es einen wunderbaren Campingplatz mit Duschen, Waschmaschine und Internet. In diesem Dörfchen gibt es einen Golfplatz. Golfplätze gibt es sehr viele in Kanada, das spezielle an diesem ist aber, dass er wirklich im Dorf  ist. Jede unbebaute öffentliche Grünfläche wurde dafür genutzt. Echt speziell.

Jetzt kommen wir aber endlich zum Bären. Auf dem letzten Teilstück des Highways an einem See entlang sahen wir von weitem einen Schwarzbären am Strassenrand sitzen. Als wir näher kamen, sprang er über die Strasse und kletterte auf der anderen Seite einen bewachsenen Hang hinauf. Er versteckte sich hinter einem Busch und beobachtete uns noch ein bisschen, für ein Foto posieren wollte er aber nicht. Wir mussten uns mit einem schwarzen Fleck hinter grünen Blättern zufrieden geben. 

Der verschwommene schwarze Fleck in der Mitte ist ein Schwarzbär.
Der verschwommene schwarze Fleck in der Mitte ist ein Schwarzbär.

Nach Carmacks ging es auf dem North Klondike Highway weiter nach Dawson City. 40 km vor der Stadt konnten wir schon einen ersten Blick auf den berühmt berüchtigten Dempster Highway werfen. Zuerst mussten wir aber noch den Tank, die Vorratsschublade und den Kühlschrank füllen.  Dann ging es los. Wir waren schon gespannt auf diese Strasse. Man liest und hört die schlimmsten Geschichten (von wegen drei Reserveräder dabei haben)… Ziemlich am Anfang liegt der Tombstone Territorial Park, wo wir Alexandra und Chrigu trafen, ein Schweizer Paar in unserem Alter aus dem Kanton Bern, unterwegs mit ihrem Oldtimer-VW-Bus aus dem Jahre 1977. Damit wollen sie in ca. 2 Jahren bis nach Südamerika fahren. Wir verbrachten einen lustigen Abend zusammen und konnten uns über unsere Pläne austauschen. Eine gute Weiterreise und vielleicht auf ein anderes Mal! Als wir um ein Uhr früh ins Bett gingen, war es immer noch hell! Das ist echt toll am Norden. Nicht ganz so toll sind die Temperaturen. Am Tag wird es zwar mit genug Sonnenschein so ca. 20 Grad, bis am Morgen kühlt es aber auf knapp 5 Grad ab. Da will man nur ungerne aus dem warmen Schlafsack kriechen, brrrrr…

Die nächsten 400 km auf dem Dempster Highway waren traumhaft schön. Es schien zwei Tage lang die Sonne und wir konnten die abwechslungsreiche Aussicht geniessen. Man fuhr von Bergkette zu Bergkette. Eindeutig unsere Lieblingsstrecke bis jetzt. Das scheinen nicht nur wir zu geniessen, man traf fast an jeder Ecke auf andere Schweizer. Marta und Guido sind mit ihrem VW-T5 vor ca. neun Monaten in Argentinien gestartet. Sie luden uns auf ein feines Curryreis ein und gaben uns viele Tipps. Vielen Dank! Diesen tollen Abend verbrachten wir am Rande des Eagle Plain Plateaus. Auf der einen Seite genoss man die Aussicht über diese Hochebene, auf der anderen Seite thronten die Ogilvie Mountains. Wow! Am nächsten Tag passierten wir zwei Grenzen: zuerst fuhren wir über den Polarkreis, danach verliessen wir den Yukon und kamen in die Northwest Territories. Viel gesehen haben wir aber leider nicht davon. Die Grenztafel war in dichte Wolken eingehüllt und auch auf den nächsten Kilometern ging es so weiter. Nach kurzem Abwägen drehten wir darum Inuvik den Rücken und fuhren zurück in die Sonne. 

Schön wär’s gewesen, die Aussicht auch noch aus der anderen Richtung geniessen zu können. Doch die Wolken aus dem Norden schienen uns zu verfolgen  und wir mussten den Rückweg in strömendem Regen fahren. Selbst dann war die Piste aber in einem relativ guten Zustand. Wir brauchten nicht mal unser eines Reserverad. Anders erging es Debi und Pascal, welche tatsächlich einen platten Reifen hatten. Nun aber schön der Reihe nach. Wieder zurück in Dawson City mussten wir nämlich als erstes das Auto waschen. Es war so dreckig, von schwarz war keine Spur mehr zu sehen und auch das Nummernschild erkannte man nicht mehr. Auch wir konnten mal wieder eine Dusche vertragen :) Nach einem feinen Znacht setzten wir auf einer Gratis Fähre auf die andere Flussseite über und übernachteten auf einem Camping direkt am Fluss. 

Am nächsten Tag genossen wir das herrliche Wetter in Dawson City. Es gab ein feines Sandwich aus dem Cheechakos Bake Shop (es blieb nicht das einzige…) und ergatterten uns ein super Souvenir aus den Northwest Territories: ein Original-Nummernschild. Und das spezielle an diesen Schildern ist, dass sie die Form eines Eisbärs haben! Wie cool ist das! Ein Highlight jagte das andere: Als nächstes machten wir eine Zeitreise. Vor gut 100 Jahren brach hier nämlich das Goldfieber aus. Zu tausenden reisten die Goldgräber an. Dawson City hatte zwischenzeitlich 40‘000 Einwohner. Unvorstellbar! Wir buchten eine Tour zum Dredge N° 4, wo immer noch nach Gold gesucht wird. Ein Teil der Maschinen sah so aus, als würden sie noch aus den Anfangszeiten stammen. Das Beste an der Tour war aber, dass man selber Gold waschen durfte. Neben einem kleinen Flüsslein war ein Haufen Dreck und Steine, abgebaut aus dem Permafrostboden. Man schaufelte sich seine Pfanne voll und stand mit Gummistiefeln in den kalten Fluss, wusch den Dreck und die Steine aus, bis nur noch schwarzer Sand und hoffentlich auch winzig kleine Goldbrosmen übrig blieben. Die Goldstücklein waren zwar so klein, dass man sie kaum sehen konnte, aber es machte riesigen Spass. Und – Bonanza! – wir wurden fündig.

Am Abend mussten wir aber trotz unserem Goldfund mal wieder Geld abheben gehen. Es wird wohl bei dem einen Jahr unterwegs bleiben. Die Goldnuggets haben sie sicher schon lange aussortiert… Ein Glacé konnten wir uns trotzdem leisten. Danach genossen wir wieder ein gutes Znacht im Restaurant, wo wir Debi und Pascal trafen. Sie reisen drei Monate durch Alaska und den Westen Kanadas. Wie bereits angetönt, haben sie sich vor einigen Tagen tatsächlich einen platten Reifen auf dem Dempster Highway geholt. Es war ein super Abend. Wir tranken in einer Goldgräber-Bar mit Live-Musik ein kaltes Bier. Die alten Goldsucher mit langen Bärten tanzten und fielen von ihren Stühlen. Es war ein gelungener Abschluss von einem tollen Tag!

Am nächsten Morgen füllten wir unsere Vorräte (und natürlich unsere Bäuche mit Sandwiches) auf und fuhren weiter Richtung Westen. Unser nächstes Ziel war: Alaska. Unsere Route führte über den Top of the World Highway. Was für eine Aussicht: umgeben von lauter Bergen, selber immer auf der höchsten Kante, fuhren wir den USA entgegen. Schon von weitem sah man das grüne Grenzhäuschen. Ob sie uns wohl reinlassen? Erfahre mehr darüber im nächsten Bericht.

Über Yukon Territory


Mit etwa 30.000 Einwohnern auf einer Fläche von 482.443 km² ist der Yukon fast menschenleer. Rund 3/4 der Bewohner leben in der Hauptstadt Whitehorse, der Rest in der ehemaligen Hauptstadt Dawson City. Im 19. Jahrhundert brachten Goldfunde am Klondike für kurze Zeit mehr als 100.000 Einwanderer in das dünn besiedelte Gebiet. Das Yukon Territory mit bildschönen blauen Flüssen und Seen ist ein Paradebeispiel für die Subarktis. Während sich im Süden weite boreale Nadelwälder erstrecken, können in der arktischen Tundra zahlreiche Karibus, eine Unterart der Rentiere, erblickt werden. Im Südwesten des Territoriums liegt der mit 5959 Metern höchste Berg Kanadas, der Mount Logan. Er ist nach dem 6194 Meter hohen Mount McKinley in Alaska der zweithöchste Berg Nordamerikas.


Auch in den Yukon Territory kommen wir zwei Mal vorbei. Beim ersten Besuch werden wir über den Dempster Highway die Ortschaft Inuvik anfahren, das nördlichste Ziel unserer ganzen Reise. Danach geht's weiter nach Kanada. Auf dem Weg in den Süden werden wir Yukon Territory ein zweites Mal durchqueren und dabei den Südwesten kennen lernen.


Hier kannst du noch mehr über das Yukon Territory erfahren.


Der Sommer ist heiss und intensiv mit bis über 20 Stunden Sonnenlichteinstrahlung. Es gibt nur wenig Niederschlag. Der bekannte Indianersommer, unser eigentlicher Herbst, erlebt seinen Höchstpunkt im September. Hier herrschen tagsüber noch angenehme Temperaturen von um die +20°C, nachts allerdings fällt das Thermometer schon mal unter Null. Der Winter ist lang, streng und kalt, mit Tiefsttemperaturen bis unter -40°C.